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Um die vorvergangene Jahrhundertwende, um es zu erläutern, hatten Staaten mit
dem, was man „Kanonenbootdiplomatie“ nannte versucht, ihren imperialistischen
Ehrgeiz über die See in die Welt zu projizieren, und es gibt bis heute Menschen, die
auch die Einsätze unserer Marine am Horn vor Afrika, vor dem Libanon, in
Afghanistan oder wo auch immer genau damit vergleichen. Dabei übersehen sie,
dass es sich bei allen diesen Einsätzen um das handelt, was mit dem Begriff
„gewinnfreie Werbung“ umschrieben wird: Werbung für Freiheit und Demokratie.
Wenn es zutrifft, dass der Westen eine moralische Verpflichtung hat -wie einst das
Christentum für den Glauben -die Grundsätze von Freiheit und Menschenwürde
nicht nur zu Hause, sondern in der ganzen Welt zu verteidigen, notfalls
wiederherzustellen, sind seine Marinen ein bedeutender Träger dieser Absicht, und
das Wort „Träger“ kann man wörtlich nehmen, auch wenn die Deutsche Marine noch
über keinen verfügt.
So sind in der Raison der Deutschen Marine heute jene beiden Grundprinzipien
eindrucksvoll bestätigt, die von Anfang an, also seit dem 14. Juni 1848 Gültigkeit
beanspruchten: Freiheit und Macht. Die Marine ist ein Machtinstrument und
gleichzeitig eines, das die Ideen von Demokratie und Freiheit verkörpert. In ihr
dienen keine Lands-, besser: Seeknechte, aber auch keine imperial denkenden
„Flottenprofessoren“ bestimmen ihren Geist, wie es zu Zeiten der kaiserlichen
Marine oft der Fall war, wenn es das manchmal großspurige Gehabe des Reiches in
der Welt zu erklären und zu verbrämen galt. Die Deutsche Marine des Jahres 2008
hat alles Recht, am heutigen Tag fröhlich und selbstbewusst zu feiern, und das
ganze Volk ist in der Paulskirche, dem Geburtsort der deutschen Demokratie,
stellvertretend dazu eingeladen, mit ihr zu feiern - und genau das tun wir jetzt
und heute!
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