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Großer Kurfürst,
Preußische Seehandlung: Auch an Kriegsschiffen mangelte es den Deutschen
selten. Der 14. Juni 1848 bezeichnet keinen Anfang, sondern einen Neuanfang.
Neu kann man nur anfangen, wenn man irgendwann schon einmal angefangen hat.
Die Frage lautet: Was macht den 14. Juni zu einem besonderen und zum Feiertag
der Marine? Wo steckt das Geheimnis des 14. Juni? Oder spiegelt sich darin nur
eine Konvention, ist dieser Feier-Tag dem dringenden menschlichen Bedürfnis
geschuldet, sich an irgendwelchen runden Daten und besonderen Kalenderblättern
zu orientieren? Wem fiele in diesem Zusammenhang nicht der 9. November ein, vor
allem der von 1918, und es hat den Vorschlag gegeben, diesen Tag und nicht den im
Juni, wie für die Republik insgesamt, so auch für die Marine als Geburtstag zu
nehmen. Begründen ließe sich das! Letztlich entstanden Republik und republikanische Marine
doch aus einer revolutionären Wurzel.
Eigentlich hatte das Paulskirchenparlament am 14. Juni 1848 nichts zu sagen, und
wenn es dennoch 6 Mio. Taler für den Flottenbau bereitstellen konnte, so verdankte
es dies allein den Bundesfürsten, die vier Tage zuvor das Budgetrecht des
Bundestages auf das Paulskirchenparlament übertragen hatten. Dieses handelte
gleichsam im Auftrag und mit Billigung der Bundesfürsten. Obwohl der Bundestag
vorübergehend ohnmächtig schien, behielten die Bundesstaaten selbst das Heft in
der Hand; in den kritischen Monaten des Jahres 1848 entstand eine Art "dual state
System"; alles geriet in Fluss. Dass eine Flotte her müsse, war keineswegs allein die
Überzeugung der Parlamentarier. Viel eher waren es die alten erfahrenen Eliten in
Gestalt der Bundesfürsten und ihrer Berater, die wussten, was Sicherheit und
Staatsräson forderten, nachdem England, Holland, Dänemark, die in der
Konstruktion des Wiener Kongresses von 1815 die deutsche Verteidigung zur See
hatten sicherstellen sollen, das nicht nur nicht taten, sondern, wie im Fall Dänemark,
ins feindliche Lager übergingen. Hätten die Fürsten den Flottenbau nicht gebilligt und
dem Parlament zu den nötigen Mitteln verholfen, die Parlamentarier in der Kirche
hätten beschließen können, was sie wollten: Nichts wäre geschehen! Also bedarf es
der Erklärung, warum der erste Beschluss dieses frisch zusammengetretenen
Parlaments als Geburtsstunde der Marine gilt.
Wie unsicher sich alle fühlten, enthüllt die Semantik: Die Parlamentarier wussten
nicht, wie sie
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