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gute Kommunisten mit dem Neuaufbau einer Marine zu betrauen, professionell wesentlich gescheitert ist, und ohne die tatkräftige Mithilfe der Sowjetunion wäre es wahrscheinlich zu dieser Marine überhaupt nicht gekommen. Auch in der Marinegeschichte gab es so etwas wie eine natürliche Generationenfolge, die in manchen Familiennamen immer wieder aufschien. Wir haben keinen Grund, auf die Leistungen des Anfangs deswegen skeptisch zu sehen, weil sie von Menschen erbracht worden sind, die in der Marine unter Hitler gedient hatten. Der Personalgutachter-Ausschuss des Parlaments hat versucht, die demokratische Gesinnung als "Conditio sine qua non" bei den hohen Offizieren des Anfangs zu prüfen. Selbst wenn ihm dies nicht immer gelang, waren Botschaft und Anspruch klar: Bundestag und Marine bekannten sich energisch und unbedingt zu ihrer demokratisch-parlamentarischen Tradition. Wer sie in Frage stellte oder leugnete, hatte keinen Platz in der jungen Bundesmarine; mancher an sich befähigte Offizier wurde abgewiesen. Es ehrt die Bundesmarine, dass sie in diesen Fällen keine Kompromisse einging und dem Votum des Bundestages folgte. Das hatte nichts mit Duckmäusertum oder alliierter Oberaufsicht zu tun, obwohl gerade die junge Marine mit den Westalliierten unmittelbar zu tun hatte. Die ersten Einheiten kamen aus England, Frankreich, Amerika.

Mithilfe großer ausländischer Staaten beim Aufbau deutscher Marinen gehörte zu den ältesten Traditionen. Die Reichsflotte von 1848 hatte zwei Seemächten ihre Existenz mitverdankt: der amerikanischen, vor allem aber der englischen, die in fast jeder Beziehung der Reichsflotte zum Vorbild wurde. Diese Flotte, so hat es ein Marinehistoriker ausgedrückt, ist als „Juniorpartner“ der englischen entstanden, und auch die US-Amerikaner haben damals ihr Scherflein in Form von Schiffen beigetragen. Es war also nichts Neues, wenn eine deutsche Marine sich auf einen größeren Partner stützte; dass das im Osten ein Staatswesen war, das weder über eine ungebrochene maritime Tradition, noch über die damit verbundenen demokratischen Prinzipien verfügte, gehörte zur Tragik der NVA VM, der „Volkmarine“.

Sie wurde erst mit dem 3. Oktober 1990 überwunden, als diese Marine, fast im Hegelschen Sinn des Wortes, aufgehoben wurde -in die Bundesmarine, die auch deswegen im Begriff war, sich selbst umzubenennen.

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