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Irgendwann waren wir aus dem Wald heraus, jetzt waren satte, grüne Wiesen zu beiden Seiten, deren hohe Gräser wahrhaft exotisch aus unserem tiefen Blickwinkel anmuteten. Die Wiesen traten bald zurück, Schilf umgab uns nun. Und dann waren wir auf dem See, dem Plättlinsee, der weithin der klarste und sauberste sein soll. Gebadet haben wir dann doch nicht, da wir drei anmutige Kajakfahrerinnen entdeckten, die wir für die hielten, deren Bekanntschaft wir zuvor gemacht hatten. Dem war zwar nicht so, eine angenehme Pause, Bord an Bord mit den jungen Damen, war es dennoch.

In unserem Boot, von Krischan und mir besetzt, war ich der Steuermann. Seit Willy im letzten Jahr mir die Geheimnisse der erfolgreichen Kanadiersteuerkunst beigebracht hatte, klappte eigentlich alles sehr gut, wenn man mal von Kleinigkeiten absah, die auf mangelnde Erfahrung und fehlende Übung zurückzuführen waren. Dennoch fühlte sich Krischan in der Pflicht, als alter Hase der familiären Touren-Paddelei mir diese und jene Tipps zu geben, für die ich ihm zu Anfang auch dankbar war. Es gibt ja immer etwas zu verbessern!

Der Kirchturm von Wustrow winkte zu uns herüber, einige Häuser kamen auf der Anhöhe in Sicht. Nun war es nicht mehr weit. Wir fuhren in einen engen Graben ein, der von allen Seiten ziemlich zugewachsen war, und an dessen Ende gelangten wir an eine schmale Anlegebrücke. Wir waren da!

Hier, am Wasserwanderplatz Wustrow zogen wir die Boote aus dem Wasser und stapelten sie ordentlich am Rande der Wiese. Willy nahm Kontakt mit dem "Chef des Platzes" auf, man kannte sich, man war angemeldet, alles klar!

Dann ging es zu "Paksi"! Guido, der Wirt dieser urigen Lokalität, deren ungarischen Migrationshintergrund man schon bereits bei oberflächlicher Betrachtung der Wein- und Speisekarte mühelos belegen konnte, begrüßte uns herzlich, hatte er doch immer gute Umsätze mit unserer Crew gemacht. Aber diesmal begnügten wir uns mit dem unwiderstehlichen und nicht ungefährlichen, südweinähnlichen und hochalkoholischen Elaborat des Hauses namens "Kalmüser", welches Spargel uns allen spendierte zum Einstand in unsere Paddeltruppe und welches wir, an den diesmal verhinderten "Didi" denkend, genussvoll zu uns nahmen.

Karsten, der Oberstudienrat außer Diensten, hatte sicher die Marke seines Autos mit Sorgfalt und Bedacht gewählt. Vielleicht hatte er gerade die Eingebung von "Savoir vivre"