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Der nächste Tag war ein Sonntag wie aus dem Bilderbuch. Wir saßen zum Frühstück auf der weitläufigen Terrasse und ließen uns von Gerd mit seinem, in langen Paddelfahrten berühmt gewordenen Rührei verwöhnen. Wegen solcher Leute wie Gerd heißt es ja in gehobenen Feinschmeckerkreisen nicht zu Unrecht: Ein richtig guter Koch kann nur ein Mann sein!
So gestärkt machten wir uns mit mehreren Autos auf nach Ahrensberg. Die "Paddeloma" Edeltraud begrüßte uns alle und jeden einzeln mit Handschlag und Umarmung und mit dem nie fehlen dürfenden Kasten Bier. Dann wurden die fünf Boote auf kleine Bootswagen aufgeladen und zum nahen Fleet "Alte Havel" gefahren, einem kleinen, schmalen Nebenarm der Havel, die in dieser Gegend offensichtlich durch so ziemlich jedes Gewässer verläuft. Die Boote wurden zu Wasser gebracht und besetzt. Die alteingefahrenen und bewährten Besatzungen fanden wieder zusammen: Willy und Sabine, Ulli und Gerd, Karsten fuhr jetzt, da Didi fehlte, mit Lucky und ich stieg, wie letztes Jahr, mit Krischan ins Boot. Übrig blieben Spargel und Zietebein, die in ihrem Boot schon bald zu einer harmonischen Teamarbeit zusammenfinden sollten.
Bei bestem Sonnenschein verließ unser kleines Geschwader das Fleet und hinaus ging es auf den See. Seerosen zur Rechten, kleine Hubschrauber, in biologischen Fachkreisen auch Libellen genannt, gaben uns das Geleit. An Land oberhalb grüßte uns das gelblich schimmernde, schlossähnliche Herrenhaus Ahrensberg, malerisch gelegen und lieblich anzusehen in der grünen Parkanlage und dann, als wir um die Huk herum waren, fuhren wir ein in die "Obere Havelwasserstraße"- Kurs Nord. Wir kamen gut voran und kurz vor Wesenberg sahen wir steuerbord voraus die Lagerstatt einer wohlgebauten Damenpaddelcrew. "Ein schöner Rücken kann auch entzücken", dachte wohl derjenige, der die Entscheidung, hier zu landen, durch sein beherztes Ansteuern herbeigeführt hatte und so konnten wir mit den Damen - bei einem kleinen Stärkungstrunk aus der Bierlast unseres Bootes - einen kleinen Plausch führen.
Gegenüber dem Rastplatz war bereits die Einfahrt zur Schwaanhavel. Wir kannten die Geographie dieses wildromantischen Wasserlaufs schon von früheren Fahrten und doch ist es immer wieder ein Abenteuer, hier durch Feld, Wald und Wiese, durch Büsche und unter umgestürzten Bäumen hindurch oder an manchmal engsten und seichtesten Stellen vorbei zu paddeln. So stelle ich mir das Quellgebiet des Orinoko vor - und genau so habe ich diese urwüchsige Landschaft in früherer Zeit mal durchaus treffend beschrieben.