Seite 2
wollte, wie die letzten Male auch, auf dieser Paddelfahrt "den Chronisten geben".
Wir saßen nun am Ufer der Havel vollständig versammelt unter den Sonnenschirmen auf dem Vorplatz der rustikalen Minimalgastronomie dieser Paddelstation. Nach vier Stunden Autofahrt hatte ich, wie einige andere auch, eine dicke Bockwurst, die hier als Spezialität des Hauses gereicht wird, bestellt und spülte sie nun mit gut gekühltem Radeberger Bier hinunter. Aufgeräumte Stimmung der Wiedersehensfreude, Entspannung pur - und doch wurden schon erste ernsthafte Vorgespräche geführt. Die Verpflegung dieses ersten Tages war das Thema, wie sollten die hungrigen Mäuler gestopft werden? Zietebeins Kommentar war treffsicher und allumfassend: Gänsebraten! - Denn, so erläuterte er der interessierten Zuhörerschaft an den rohen Holztischen dieses höchst einfach gehaltenen Platzlokals: "Gänsebraten ist von allem Gemüse der beste Fisch!"
Bevor die Fahrtüchtigkeit angesichts des Getränkebedarfs an diesem schwülheißen Tag in nennenswerte Gefahr geriet, machten wir uns auf - in langer Autokolonne nach Canow. Zwölf Kilometer Fahrt durch Feld und Wald dieser herrlichen Landschaft lagen vor uns, bis zu unserem Apartmenthaus "Albertinenlust"
Ulli hatte dieses Domizil letztes Jahr für uns gefunden und gebucht und diese sehr ansprechende Herberge hatte sich bei der Paddelfahrt damals bestens bewährt. So war auch diesmal die Entscheidung von vorne herein klar: Da gehen wir wieder hin! Nur diesmal hatten wir neben den Apartments "Tulpe" und "Rose" auch das danebenliegende Apartment "Dahlie", in dem ich mit Spargel und Zietebein unterkommen sollte, gebucht. So hatten wir das ganze Haus in Beschlag. Wir hatten die ganze, große Terrasse zur Verfügung, mit Blick über den See, mit all den Booten, die hier auf dem Weg zwischen Müritz und Berlin passieren mussten, und über Felder, Wälder und Wiesen. Wir genossen das herrliche Panorama, und so - gut temperiert von einem kühlen Bier und dem Schatten der Sonnenschirme - ließ es sich aushalten. Erst einmal einen Moment innehalten, abhängen oder - wie es seit Neuestem heißt: Chillen!
Gestern Morgen, angesichts der frustrierenden Wetterlage, hatte ich noch Langeweile. So allein an Bord fand ich die Lage noch ziemlich trostlos. Heute jedoch,
so mit der Aufgabe des Schreibens beschäftigt, geht es mir schon deutlich besser. Aber der Geschmack der Bockwurst von Wesenberg und die Vorstellung des bald folgenden frühabendlichen Grillens auf der Terrasse der "Albertinenlust", hat in mir doch das Bedürfnis eines, wenn auch schon sehr verspäteten Frühstücks erweckt. So werde ich