Hauptsache, man kommt gut nach Hamburg zurück!
Dass ich mit meinem Boot, eine Neptun 20A mit Kielschwert, Mittelplicht und Radsteuerung, namens SEEKAIBI 3 im Sommer 2024 meine übliche Segeltour machen würde, danach sah es lange nicht aus. Denn: Im Vorjahr war ich vor Hiddensee gestrandet, und der allererste Versuch, mich und mein Boot mit Hilfe langer Leinen vom Flachgrund zu ziehen, endete in einer gelinden "Katastrophe", zumindest was das Boot betraf: Tampen in der Schraube!
Nach einem stürmischen Donnerstag hatte sich am Freitag das Wetter auf niedrigem Niveau stabilisiert. Das mag der Grund gewesen zu sein, noch schnell das Frühstück unter dem Vorzelt des Bäckercafés auf der weitläufigen Pier einzunehmen. So erfrischt und gestärkt legten wir um Punkt 1000 Uhr in Kappeln ab. Nur eine Stunde später hatten wir den Leuchtturm Schleimünde passiert und gingen auf Kurs Süd, später dann, als wir das militärische Sperrgebiet hinter uns hatten, auf Kurs Süd-Ost. Die Sonne zeigte sich überhaupt nicht, die immer dunkler werdenden Wolken sorgten für gelegentlichen Regen, und der Wind legte so stark zu, dass wir trotz der nicht allzu üppigen Segelfläche der Genua zeitweise auf eine Geschwindigkeit von 6,5 Knoten und mehr kamen. Für mein eher kleines Boot eine Rauschefahrt, die unter Normalbedingungen kaum zu toppen ist.
Lothar schlug sich gut auf seinem Posten, er übernahm gerne das Ruder und war so für mich eine gute Unterstützung an Bord. Um 1400 Uhr hatten wir Leuchtturm Bülk an Steuerbord und um 1500 Uhr lag das Boot bereits im Hafen von Strande fest.
Das geplante Auslaufen in Richtung Ost musste in dem Moment vertagt werden, als uns der WINDFINDER, die für Segler unverzichtbare APP auf dem Handy, einen von der Richtung her passenden, aber von der Stärke her weniger passenden Westwind der Stärke 9 angab. Zu allem Überfluss war zudem das Schießgebiet östlich von Laboe noch den ganzen Tag über für die zivile Schifffahrt gesperrt.
Der Wecker klingelte schon in aller Herrgottsfrühe. Um 0500 Uhr, gerade als die Sonne sich über die Kimm schob, waren wir auf dem Wasser, Kurs Ost. Das Segel zog uns gut voran, und trotz der frühen Stunde genehmigten wir uns ein Auslaufbier. Sozusagen als flüssiges Frühstück.
Bereits um 0600 Uhr war ich in Fahrt mit Kurs West. Ein leichter Ostwind schob mich voran, doch nachdem ich den Leuchtturm Buk passiert hatte und nun in die Mecklenburger Bucht einfuhr war es vorbei mit der Herrlichkeit des Segelns. Eine absolute "Totenflaute" zwang mich, den "Jockel" anzuwerfen. Doch schon nach kurzer Zeit hatte der Wind einen neuen Anlauf genommen, doch nun kam er aus Südwest. Da konnte ich das Segel gleich wieder setzen.
Als ich auslief, herrschte ein schwacher Westwind, der von Minute zu Minute schwächer wurde. Auch die wenigen Wellen, die zu Anfang noch da gewesen waren, verschwanden und zurück blieb eine Wasseroberfläche, die jedem Ententeich zur Ehre gereicht hätte. Beides günstige Umstände für meine Maschinenfahrt, die nun außen um das Schießgebiet führen musste. Und das bedeutete einen großen Umweg auf dem Weg zur Kieler Förde.
14 Tage später...
Ich hatte so ziemlich alle Termine erfüllt, die ich auf dem Zettel hatte: Die Erledigungen waren abgearbeitet, ich war für 2 Tage in Rheine gewesen und hatte einen Besuch in Hooksiel, 18 Kilometer nördlich von Wilhelmshaven, abgestattet. Nicht gelungen war ein Zusammentreffen in Ludwigshafen oder irgendwo auf halber Strecke mit unserem Crewkameraden aus Mexiko, der kurzfristig in Deutschland weilte. Dort war es der Jetlag, der noch nicht überwunden war, hier war es ein mächtiger Sturzregen nach einer Reihe von heißen und schwülen Tagen, die ein Wiedersehen verhinderten.
Kurz nach 0900 Uhr war das SEEKAIBI 3 auf dem Nord-Ostsee-Kanal, Revierfahrt West. Um 1400 Uhr wurde durchgeschleust, wenig später waren wir auf der Elbe. Ich steuerte das jenseitige Ufer an, ging in das Nebenfahrwasser und nahm Kurs auf Cuxhaven, das wie, trotz des zeitweilig starken Wellengangs, aber vom Tidestrom begünstigt, um 1615 Uhr erreichten.
Es sollte ein ereignisreicher Tag werden. Gegen 1000 Uhr verabschiedet sich Marvin und marschiert ab in Richtung Bahnhof von Cuxhaven, um den Zug nach Hamburg zu nehmen.
Nach den allgemeinen Präliminarien, bei der mir Fiete als Präsent eine Flasche "Whisky Likör" überreichte, nahm das "crewkameradliche Gespräch" Fahrt auf. Er legte los, und fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass er sich einiges von der Seele reden wollte. So erzählte er mir, dass er, als er im Marinefliegergeschwader 3 Flugzeugführer einer "Breguet Atlantic"war, in die Situation kam, eine, wie er es euphemistisch ausdrückte, sogenannte "Außenlandung" machen zu müssen. Gemeint war eine ziemlich dramatische Bauchlandung außerhalb des Flugplatzes, die aber so gut ablief, dass niemand verletzt wurde. Doch nachdem man ihn in erster Reaktion für seine fliegerische Glanzleistung gratuliert hatte, merkte er bald, dass er bei seinem Geschwader für lange Zeit keine Freunde mehr besaß. Dennoch ging sein Leben in der Marine weiter! Admiral wurde er allerdings nicht mehr, ganz im Gegensatz zu so manchem Kommandanten, dessen schwimmende Einheit Schäden in ähnlichem Umfang erlitten hatte. Vielleicht war der Schaden, der unter seinem Kommando eingetreten war, noch nicht hoch genug gewesen, denn das "außengelandete" Flugzeug konnte wieder flott gemacht und später auch wieder in Dienst gestellt werden.
Zwei Mädchen aus der Gruppe der Jugendlichen, die die Tische und Stühle des Freibereichs vor der Kneipe bevölkerten, verteilten plötzlich Pommes-frites-Portionen. Und spätestens da fiel mir auf, dass wir ganz vergessen hatten, an Bord das Abendbrot einzunehmen. Mit anderen Worten: Der kleine Hunger meldete sich nun auch bei uns!
Nachdem wir den morgendlichen Starkwind an Bord abgewartet hatten, verbrachten wir den Tag auf der Insel mit dem üblichen Touri-Programm. Selbstverständlich warteten wir ab, bis die Schnellfähren und Fahrgastschiffe ihre Passagiere an Land gesetzt hatten, denn nur im Strom der Menge kann das richtige "Touri-feeling" entstehen! Die Touris hatten sich alle vor dem Fahrstuhl zum Oberland versammelt, doch wir, rüstige Mittel- bis Endsiebziger, ließen es uns nicht nehmen, die Treppen zum 60 Meter höher gelegenen Oberland zu nutzen. Obwohl der fußläufige Aufstieg einige Zeit in Anspruch genommen hatte, waren die Touris hinter uns geblieben. Über eine Straße an der Ostseite gelangten wir zur Mitte des Orts, wo der mächtige Leuchtturm steht, ein ehemaliger Flakturm, der allen Zerstörungsversuchen im und nach dem 2. Weltkrieg widerstanden hat, und von dort war es nicht mehr weit zum grünen Hochplateau der Insel. Von hier hatten wir die freie Sicht über das Meer und die Felsformationen der Westseite, in deren Nischen sich die Möwen zuhauf tummelten. Ein schönes Bild, das Weiß der Vögel vor dem hellen Rot-Braun des Buntsandsteins.
Die heute zum schleswig-holsteinischen Kreis Pinneberg gehörende Insel ist seit Alters her ein Buntsandsteinfelsen auf dem Schelfsockel des deutschen Festlands. Gleichwohl wird sie gerne als Deutschlands einzige Hochsee-Insel bezeichnet. Grund dafür ist, dass man das Gefühl von Hochsee durchaus bekommen kann, wenn man, von welchem deutschen Hafen auch immer, zu Schiff die 35 bis 45 Seemeilen lange Strecke nach dorthin zurücklegt.
Nach einem ausgiebigen Blick auf die "Lange Anna" kehrten wir auf der Ostseite zurück und hatten dabei den Blick auf die Nachbar-Insel "Düne" und die Nordsee. Aber diese Seite von Helgoland hatte bei den oben geschilderten Zerstörungen sehr viel mehr gelitten, die einst auch hier so spektakulären Felsformationen gibt es leider nicht mehr. Von den Klippen ist hier nur ein mäßig interessanter Abhang zum Unterland geblieben.
Gestern Abend hatte noch ein Motorboot an unserer Backbord-Seite festgemacht. Das hatten wir gerne zugelassen, hatten aber auch gleichzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass wir sehr früh auslaufen wollten.
Gestern, auf dem Rückweg von der Innenstadt Otterndorfs, hatten wir noch einen Abstecher zu der neuen Schleuse des von der Medem abgehenden Hadelner Kanals gemacht, der wegen des Neubaus seiner westlichen Zufahrt über 4 Jahre geschlossen gewesen war. Noch im Jahr 2017 war ich dort durch einen Deichtunnel gefahren, um durchgeschleust zu werden. Das war zwar etwas speziell, da nur bei halber Tide die Durchfahrt möglich war, wenn ausreichend Wasser unter dem Kiel und ausreichend Höhe über dem Boot vorhanden war, aber für die Sportschifffahrt war das nie ein Hindernis gewesen.
Obwohl Lothar und ich zu Beginn unserer Marinezeit in und um Glückstadt so manchen Schweißtropfen hatten lassen müssen, so waren wir doch gerne immer wieder hierher zurückgekommen. Das alte und durch Kriegszeit und Nachkriegszeit lange vernachlässigte Glückstadt, das wir damals erlebt hatten, hat sich seitdem in ein äußerst attraktives Städtchen gewandelt, das den historischen Stadtkern ebenso geschickt vermarktet wie den historischen Hafen. Das waren meine Gedanken, als ich meinen Bruder zum Bahnhof gebracht hatte und mich auf dem Rückweg befand. Der Versuch, diesmal die Kirche von Glückstadt einmal von innen zu sehen, gelang natürlich nicht. Sie war verschlossen, wie ich es erwartet hatte.
Wie er mir erzählte, ging es ihm wieder gut, nachdem er im Frühjahr einen unvermeidbaren Kontakt mit der Klinge eines OP-Skalpells hatte erleben müssen. Allerdings müsse er jetzt viel trinken, und davon bot er mir auch gleich etwas an. Es war eine wässrige Flüssigkeit, von der ich nur zögerlich Gebrauch machte. Doch als seine Frau Maria hinzugekommen war, stand alsbald ein wohlduftender Kaffee auf dem Tisch, der mir weit mehr zusagte.
Ein strahlender Tag begrüßte mich nach dem "Lever" um 0600 Uhr morgens, nichts erinnerte mehr an den Regen und die Kühle von gestern. Aber noch war die Tide nicht günstig genug für eine Fahrt zum Nord-Ostsee-Kanal. Erst um 0830 Uhr legte ich, nun allein an Bord, in Glückstadt ab, fuhr in die Nebenelbe ein und erreichte um 0850 Uhr das Hauptfahrwasser. Die Ebbe hatte eben eingesetzt, steigerte aber meine Fahrt über Grund auf 7 Knoten. Leider hatte ich einmal mehr eine Wartezeit vor der Schleuse von Brunsbüttel von 1,5 Stunden, und dies genau in dem Knick der Elbe nach Westen, wo auch diesmal wieder ein unangenehmer Schwell stand.
Dabei und vor allem danach galt mein Interesse der nah vorbei fahrenden Großschifffahrt. Selbst später, zur Nachtzeit und auf der Koje dem Tiefschlaf entgegendämmernd, fühlte ich mich durch die kaum zu überhörende Geräuschkulisse sehr an meine lange zurückliegende Marinezeit erinnert.
15 Tage später:
Länger als geplant hatten sich die Arbeiten in Kiel zur Dämmung der obersten Geschossdecke im Wohntrakt des Verbindungshauses hingezogen, und von der "hauseigenen Regierung" in Norderstapel war angemahnt worden, mich doch bitte einmal wieder zur Erledigung von "niederen Hand- und Spanndiensten" in Haus und Garten blicken zu lassen. Und als wäre das nicht schon genug gewesen, doch da stand immer noch die von mir längst vergessene Zusage im Raum, mich als Begleitung beim vor Monaten von Giselas "Dithmarscher Hühnerverein" vereinbarten Besuch eines Straußenhofes zur Verfügung gestellt zu haben. Und auch aus der Nummer kam ich nicht mehr raus.
Deshalb war ich noch gestern unterwegs gewesen, um dieser Verpflichtung in Dithmarschen nachzukommen. Doch ich muss sagen, der Besuch auf diesem speziellen Bauernhof war wirklich nicht schlecht gewesen, besonders da er bei allerbestem Wetter stattfand. Es gab unter freiem Himmel Kaffee und Kuchen und danach führte der Hofeigner uns Besucher ein in die ganz spezielle Haltung dieser merkwürdigen, fast 2 Meter hohen, ursprünglich nur in Afrika beheimateten Lauf-Vögel.
Noch am Morgen fühlte ich mich so wohl in meiner schlingernden Koje, dass ich sie erst um 0800 Uhr verließ, obwohl ich schon seit zwei Stunden wach war. Doch dann merkte ich, dass der schwache Südwind entgegen der Vorhersage noch da war. Und das war für mich der erhoffte günstige Wind auf dem Weg in Richtung Schlei. Gern hätte ich zwar noch Station gemacht in Damp oder Schleimünde, aber beide Häfen waren von der Sturmflut des letzten Herbstes so schwer beschädigt worden, dass sie auch jetzt noch geschlossen waren. Da blieb nun nur noch das 25 Seemeilen entfernte Kappeln als Tagesziel.
Am nachfolgenden Freitagvormittag trat ich die Rückfahrt nach Borgwedel an. Vier Stunden später erreichte ich den Werfthafen von Borgwedel. Es war aber noch nicht zu spät, um mir vom Platzmeister einen Liegeplatz zuweisen zu lassen und einen Termin zur Auswasserung des SEEKAIBI zu vereinbaren. "Hauptsache, man kommt gut nach Hamburg zurück!", war nun erstmals nicht das Thema auf dieser Reise, sondern "Wie komme ich von hier nach Norderstapel zurück?" Aber auch diese Aufgabe war bald gelöst, wenn auch nicht per Zug wie sonst, sondern per Auto und von zarter Hand gesteuert.
Post Scriptum
Obwohl ich im Sommer 2024 nur 33 Tage mit dem Boot unterwegs gewesen war, und damit 7 Tage weniger, als ich normalerweise anstrebe, so war ich doch ganz zufrieden. Zwar nervte es mich, dass der Motor immer noch Öl unter sich ließ, wenn auch jetzt an einer anderen Stelle, denn ich hatte doch gehofft nach Begleichung der recht erheblichen Rechnung, dass damit dieses leidige Thema beendet sei. Nun geht das Spiel also in die Verlängerung, hoffen wir das beste, lieber Leser!
Das hatte ich zwar schon mehrfach erlebt, und anfangs dachte ich auch, dass auch diesmal der Kelch eines größeren Schadens an mir vorbei gehen würde, aber spätestens am Folgetag und nördlich der Halbinsel Darß wurde mir nachdrücklich klargemacht, dass "dem nicht so war". Ich hatte dermaßen viel Öl in der Bilge, dass selbst dem "blutigsten" Laien klar sein musste, dass hier etwas "wrong" war.
Ich kam zwar danach noch mit langsamer Fahrt und mit der Hilfe der Besegelung wieder in den Heimathafen zurück, aber Genaueres erfuhr ich erst, als der Motor im Oktober des Jahres ausgebaut und zur Werkstatt nach Kappeln transportiert worden war: Das Gehäuse des Getriebes hatte einen Riss, durch den bei Betrieb große Mengen an Öl verloren gingen. "Da muss ein neues Getriebe her!", sagte der Meister: " ... und das wird nicht billig!"
In der Tat, es wurde nicht billig. Motoren der Sorte BUKH werden schon lange nicht mehr gebaut und demnach deren Getriebe auch nicht mehr. Da musste Ersatz in den Weiten des Internets gesucht und gefunden werden. Lange hörte ich da nichts mehr aus dem "Raum Kappeln" und irgendwie hatte ich mich bereits damit abgefunden, dass der Sommertörn des Jahres 2024 ausfallen würde. Keine guten Aussichten also, besonders wenn man im Alter von 77 Lenzen nicht mehr damit rechnen darf, noch sehr lange auf eigenem Kiel unterwegs zu sein. Da ist ein Ausfall von einem Sommer schon erheblich.
Doch es kam anders. Mitte Juni wurde der Motor mit einem halbwegs neuen Getriebe eingebaut, und die Stimmung stieg bei mir. Nun konnte ich die Seefahrt des Jahres 2024 planen. Aber diese Pläne schnell umzusetzen, das ging dann doch nicht. Noch mussten Termine erledigt werden, Aufgaben abgearbeitet werden und auch der großen Genua, dem großen und seit einiger Zeit einzig verwendeten Arbeitssegel des seetäglichen Gebrauchs, musste noch eine kleine Überarbeitung zuteil werden.
Diverse Tage später: Das Boot lag im Wasser und war ausgerüstet, einem baldigen "In- See- Stechen" stand nichts mehr im Wege, da meldete sich mein Bruder Lothar, einstmals auch "Als Mariner in Glückstadt" gewesen und Angehöriger der Crew 10/67, aber im Alter zwei Jahre jünger. Und nun bat er darum, mit dabei zu sein auf meiner bevorstehenden Seefahrt. Allerdings: "Viel Zeit habe ich nicht" und ... "Hauptsache, man kommt gut nach Hamburg zurück!"
Doch das sollte sich machen lassen, Häfen mit Zugverbindung nach Hamburg gibt es einige, und zur Mitfahrt hatte ich ihn schon öfters eingeladen. Ich bin zwar gerne einhand unterwegs, aber kurzweiliger ist es in jedem Fall, einen gut gelaunten und seetauglichen Mitsegler an Bord zu haben.
Da musste also jetzt nachjustiert werden, was Ausrüstung, Verpflegung und auch was die Planung anging, denn neben der Garantie einer Zugverbindung mussten für den bevorstehenden Segeltörn ohnehin schon 2 Unterbrechungen berücksichtigt werden, da eine Einladung nach Rheine und ein Arbeitseinsatz im Verbindungshaus zu Kiel unabdingbar waren. Doch insgesamt hatte ich vor, wie sonst auch diesmal mindestens 4 Wochen unterwegs zu sein.
Als die mir seit langem angetraute Frau des Hauses namens Gisela in ihrem Bekanntenkreis von meinen Seefahrtsplanungen berichtete, kam aus dem Damenkreis die spontane Reaktion: "Was, vier Wochen ist der Alte im Sommer weg? Wie hast Du das doch gut!"
Vor diesem Hintergrund war es vielleicht mehr als verständlich, dass Gisela meinen am Vorabend in Norderstapel eingetroffenen Bruder und mich zum Boot nach Borgwedel transportierte. Und vielleicht nur, um sicher zu sein, dass wir auch tatsächlich in See stechen, warf sie in Borgwedel die Leinen los und sah uns so lange nach, bis wir außer Sicht gerieten. Wie heißt es doch: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Das Wetter, dem Lothar und ich auf der Schlei begegneten, war äußerst wechselhaft. Einer fahlen, aber wohlwollenden Sonne folgte bald eine geschlossene Wolkendecke, die uns hin und wieder einen Regentropfen schickte. Der jetzt stärker aufkommende Westwind half mit, trotz eines längeren Aufenthalts vor der Brücke Lindaunis schon um 1800 Uhr den Zielort Kappeln zu erreichen. An einem der noblen Liegeplätze direkt vor der Stadt legten wir an.
Kappeln war beiden von uns seit Jahrzehnten bekannt. Schon als ich Anfang Januar des Jahres 1968 als Fähnrich zur See im derzeit völlig zugefrorenen Marinehafen OLPENITZ auf dem Schnellen Minensucher STEINBOCK meinen Dienst antrat, war es mir vergönnt, jenen damals nur von 4.000 Einwohnern bewohnten Ort an der Schlei kennen zu lernen, der sich in jenem strengen und schneereichen Winter aber ganz anders präsentierte als heute. Eine wirkliche Erbauung war es für mich nie gewesen, am Wochenende, wenn außer mir nur noch wenige Besatzungsangehörige an Bord geblieben waren, zu Fuß los zu ziehen, um im Kappeln der damaligen Zeit ein wenig Abwechslung zu suchen. Viel war nicht im Angebot, und oft waren es nur Kaffee und Kuchen, die ich in einem gut beheizten, im Obergeschoss eines brückennahen Hauses befindlichen Cafés genoss. Oft war ich ganz allein im Gastraum, nur die bereitliegenden Zeitungen sorgten für meine Unterhaltung. Doch in den Lesepausen fiel mein Blick immer wieder auf die Schlei sowie auf das tief verschneite Schwansen. Und auf dem 6 Kilometer langen Rückweg in Kälte und Dunkelheit begleitete mich nichts und niemand, kaum ein Laut war zu hören, nur die Nebelsignals des fernen Leuchtturms Schleimünde drangen an mein Ohr. Was für eine Einöde war das bloß, in die es mich verschlagen hatte?
Selbst mein Bruder, als er etwa 2 Jahre später zum 5. Minensuchgeschwader nach Olpenitz versetzt worden war, hatte Kappeln in all seiner damaligen Trostlosigkeit erlebt. Doch heute ist alles ganz anders, heute ist Kappeln ein lebhafter Ort von etwa 10.000 Einwohnern und hat sich zu einem echten Tourismuszentrum entwickelt. Das triste Grauweiß der Häuser von einst ist einem farbenfrohen Ambiente gewichen, die vormals so enge Hauptstraße, durch die sich der wenige Verkehr zwängen musste, ist zu einer oft gut besuchten Fußgängerzone um- und ausgebaut worden und die alte, aus dem Jahr 1927 stammende und zuletzt recht marode Drehbrücke hat inzwischen einer modernen 4-spurigen Klappbrücke Platz gemacht, über deren Zufahrten der Verkehr an der Innenstadt vorbei fließt. Es gibt Geschäfte und Gastronomien in Hülle und Fülle, und selbst der früher so abweisend erscheinende Getreidespeicher am Hafen, vor dem das Boot SEEKAIBI 3 nun lag, war in ein nobles Hotel verwandelt worden. Doch an diesem Abend passte das Wetter leider gar nicht zu diesem vielfältigen Angebot, es blieb regnerisch, kalt und windig, und das veranlasste uns, den Abend überwiegend an Bord zu verbringen.
Wie es meist so ist, kaum ist man im Hafen, da wird das Wetter besser. Auch diesmal war es so und das gab den Anstoß, nach dem Aufklaren den Weg zum Hafenimbiss zu nehmen, um dort mit Kaffee und Kuchen das unterdessen aufgetretene Hungergefühl zu bekämpfen. Es war ein schöner Augenblick für uns, dort auf der gut geschützten Terrasse zu sitzen, uns zu stärken und den Blick streifen zu lassen auf Strand, Meer und den Hafen von Strande.
Das Boot SEEKAIBI blieb deshalb im Hafen, die Besatzung jedoch machte sich auf zu Schiff nach Kiel. Es war fast eine kleine Bäderreise, die uns von Strande über Laboe bis in die Schwentine führte. Im Kieler Stadtteil Wellingdorf angekommen, suchten wir die Praxis meines Freundes Markus auf, der mir erst vor kurzem meine erste und einzige Krone in den Mund gezaubert hatte. In diesem Zusammenhang waren noch einige Kleinigkeiten zu regeln, im Wesentlichen übrigens bei Kaffee und Keksen. Nur schwer konnte ich mich losreißen aus dem Dunstkreis der Zahnmedizin, in dem auch ich so lange tätig gewesen war.
Zurück ging es mit dem Dampfer über die Förde, von der Reventlou-Brücke zu Fuß zum entfernt, aber nahe am Fördeufer liegenden Haus der Verbindung, der wir beide seit ewigen Zeiten angehören, und danach per Bus nach Strande.
Immerhin trafen wir dort so früh ein, dass wir an einem "Public Viewing" teilnehmen konnten: Im Rahmen der laufenden Fußball-Europameisterschaft stand das Spiel "Deutschland gegen Spanien" an, und das sonst eher nur von "Besserbetuchten" frequentierte Strandhotel hatte seine Rasenfläche für das fußballbegeisterte Publikum aller Klassen und Schichten zur Verfügung gestellt. Kostenlos übrigens, und dazu wurden Bratwürste vom Grill und Bier vom Fass zu moderaten Preisen zur Verfügung gestellt. Das war für mich, der ich das Hotel zu verschiedenen Gelegenheiten besucht hatte und deshalb das gehobene Preisniveau des Hauses kannte, doch sehr erstaunlich. Im positiven Sinn, natürlich!
Somit waren, bei nun weit günstigeren Wetterbedingungen, beste Voraussetzungen gegeben für einen erquicklichen Abend. Doch der dauerte nur bis zur vorletzten Minute des Spiels, denn da kassierte Deutschland das 1:2, und die vorher so euphorische Stimmung kippte ins Bodenlose. Lothar und ich schoben uns noch eine Frust-Bratwurst rein, dann verließen wir die Stätte der allgemeinen Betrübtheit.
Immerhin zeigte uns der WINDFINDER, als wir wieder an Bord waren, für den nächsten Tag eine windarme Phase an, in der wir es, sollten wir früh genug auslaufen, ohne große Probleme bis zur 45 Seemeilen entfernten Insel Fehmarn schaffen sollten, ohne vom Wetter eingeholt zu werden. Und zwar auf direktem Weg, quer durch das gerade freigegebene Schießgebiet Putlos-Todendorf.
Als wir die ersten 20 Seemeilen hinter uns hatten, ließ der Wind so stark nach, dass nichts mehr davon zu spüren war, da half jetzt nur noch die Maschine. Mit 5 Knoten pflügten wir danach durch das glatte Wasser der Ostsee, um 1200 Uhr passierten wir den "Kleiderbügel", die Brücke nach Fehmarn, und machten kurz darauf im an Backbord voraus liegenden Hafen von Fehmarnsund fest.
Noch war es früh am Tag, und so machten wir uns auf, die Insel zu erkunden. So ganz weit kamen wir allerdings nicht, denn plötzlich tat sich ein kleines, ländliches Brau-Haus vor uns auf, das seine hauseigenen Produkte auf der Terrasse den Durstigen anbot. Wer kann da schon widerstehen? Wir jedenfalls nicht. Ich sage mal so: Wir wurden nicht enttäuscht. Ein solch leckeres Bier unter freiem Himmel zu sich zu nehmen, das ist eine Qualität an sich. Doch ewig konnten wir nicht hier verweilen, denn der Himmel zog sich zu. Im Geschwindschritt marschierten wir zurück, und wahrlich nicht zu früh kamen wir am Boot an. Das war jetzt das angekündigte Wetter, dem wir durch unser frühes Auslaufen entgangen waren. Erst blies uns nur der Wind um die Ohren, als wir zur Sicherheit zusätzliche Leinen ausbrachten, dann setzte dazu ein Regen ein, der nicht nur sich gewaschen hatte sondern am Ende auch das Boot. Wie wir am Handy verfolgen konnten, maß man am Leuchtturm Kiel Böen in der Stärke von vollen 11 Beaufort, wir aber saßen gemütlich unter der Plichtpersenning des Bootes. So habe ich Sturm am liebsten.
Tags darauf schien sich der Wind ausgeblasen zu haben. Die Sonne lachte, als wäre nie etwas gewesen. Um den Tag zu nutzen und Fehmarn die Ehre zu geben brachen wir bereits um 1000 Uhr auf zu einem weiten Marsch, der uns erst zum Burger See, dann über Burgstaaken nach Burg, dem Hauptort der Insel, führte. "Was sollen wir denn da? Es ist doch Sonntag!", fragte mein Bruder, aber der Ort selbst gab ihm bald die Antwort. Es war mächtig "was los" in Burg, alle Geschäfte waren geöffnet und Mengen von Touristen schoben sich durch die Straßen und bevölkerten die mit regensicheren Sonnenschirmen bewehrten Terrassen der Gasthäuser. Von dem leichten Regen, der sich inzwischen eingestellt hatte, ließ sich offenbar niemand stören. Aber zu einem Mittagessen in engstem Kontakt zu den Touris hatten wir keine Lust, da bevorzugten wir ein Bäckercafé, um uns zum Weitermarsch zu rüsten.
Der Weg führte uns danach noch einmal durch die sehr sehenswerte Stadt, dann, in der Nähe der Kirche, ging es in westlicher Richtung weiter. Die Bebauung blieb hinter uns, nun marschierten wir über die weiten Flächen der Insel. Die Idee einer Abkürzung zeigte sich allerdings als Reinfall, aber vielleicht gerade deshalb gerieten wir erneut auf die Terrasse des besagten Braugasthauses. Wir hatten viele Kilometer zurückgelegt, und diesmal hatten wir uns das Bier redlich verdient.
An Bord diskutierten wir lange über die Möglichkeiten von Lothars Rückkehr nach Hamburg, die unter dem Motto standen: "Hauptsache, man kommt gut nach Hamburg zurück!" Doch von Fehmarn war das kaum möglich, wie wir am Nachmittag im Gespräch mit einem Busfahrer festgestellt hatten. Alternativ dazu überlegten wir, ob ein kurzer Schlag nach Heiligenhafen oder gar eine Rückfahrt nach Strande sinnvoll wäre. Doch als wir am Montagmorgen um 0800 Uhr den Hafen verlassen hatten, fiel der Entschluss schnell und entschlossen: Nach Kühlungsborn!
Das Sundfahrwasser war schnell erreicht, der Bug zeigte nach Osten. Bis zur Ansteuerungstonne war Maschinenkraft gefragt, doch dann gewahrten wir einen schwachen Südwind, mit dem wir gerade noch den Süd-Ost-Kurs nach Kühlungsborn anlegen konnten. Doch leider drehte der Wind viel zu früh zurück, überdies wurde er schwächer und schwächer, die Fahrt immer langsamer, und der Kurs nach Kühlungsborn konnte schon lange nicht mehr gehalten werden. Lothar, der das Segeln bis zum letzten Windhauch auskosten wollte, war nur schwer davon zu überzeugen, dass, um unser Ziel zu einer brauchbaren Tageszeit zu erreichen, nun der Motor angeworfen werden musste.
Um 1340 Uhr wurde die Genua eingerollt, die Maschine nahm ihren Dienst auf und schob das Boot über das inzwischen spiegelglatte Wasser der Ostsee. Unter sengender Sonne näherten wir uns der mecklenburgischen Küste, und um 1635 Uhr liefen wir ein in den Hafen von Kühlungsborn-Ost.
Lothar war zuvor nie in Kühlungsborn gewesen und hatte keinerlei Vorstellung davon. Dies zu ändern, aber auch schon einmal eine Zugverbindung nach Hamburg zu finden, ließ uns bald zum Landgang aufbrechen. Schön war es wieder in Kühlungsborn, ich bin immer gerne da. Aber auch Lothar hatte seine Freude an diesem gepflegten und gut renovierten Badeort an der Ostsee. Am Bahnhof der Schmalspurbahn MOLLI erkundigten wir uns nach einer brauchbaren Reisemöglichkeit nach Hamburg, und die fanden wir: Es gab einen Bus von hier bis zum Hauptbahnhof nach Rostock und von dort eine Zugverbindung nach Hamburg, ganz nach dem vorgegeben Motto "Hauptsache, man kommt gut nach Hamburg zurück"...
Beim weiteren Rundgang durch die Stadt gönnten wir uns einmal mehr einen kleinen Imbiss beim Bäcker an der Hauptstraße, bevor wir zurück kehrten. Ohne Bäckercafé schien es auf dieser Reise wohl nicht zu gehen.
Am Morgen der folgenden Dienstags brachte ich Lothar zum Bus. Ich blieb noch, bis er abgefahren war, aber danach war ich nun allein unterwegs, wie so oft in den letzten 25 Jahren, und musste mich nun innerlich darauf einstellen, was immer ein wenig Zeit braucht. Ich machte Besorgungen in der Stadt, kehrte aber früh an Bord zurück, denn dort war noch immer etwas zu tun. Schon in Strande hatte ich bemerkt, dass sich beim Betrieb der Maschine erneut Öl in der Bilge sammelte, das dort keinesfalls hingehörte. Wenn es auch keine sehr große Menge war, so war das, was sich mir da zeigte, dennoch eindeutig zu viel. Aber nun war es kein helles Öl aus dem Getriebe, sondern dunkles Öl aus dem Motor. War der Schaden vom letzten Jahr also doch größer gewesen, als angenommen? War zwischen all dem Getriebeöl, das nach der Strandung im vergangenen Jahr regelmäßig in die Bilge geflossen war, auch immer Öl aus dem Motor mit dabei gewesen? Gab es also noch einen weiteren Schaden am vorderen Simmerring, der nicht bemerkt worden war? Angeblich war der Motor in der Werkstatt stundenlang gelaufen, ohne eine Schwäche zu zeigen. Ich war "not amused"!
Ich hatte von Strande aus bereits in der Werkstatt angerufen, um diesen Vorgang zu reklamieren, aber eine Lösung hatte man leider nicht parat. So blieb mir nichts anderes übrig, nach jeder etwas länger andauernden Motorfahrt mit mehreren Lagen Küchenpapier die Bilge auszuwischen. Vom Arbeitsgang her war das gut machbar, aber leider verlor ich jedes Mal dabei die gute Laune. Selbst der Rundgang über die Gastronomiemeile oberhalb des Hafens konnte mich nicht aufmuntern. Es war dort auch zu wenig los an diesem kühlen Abend, und sogar die bronzene Skulptur der Wassernixe, auf die ich sonst immer mit Sympathie und Wohlgefallen geblickt hatte, konnte mir nicht aus meinem Stimmungstief helfen. Zudem fehlte es mir eindeutig an Unterhaltung und Kurzweil, letztes Jahr hatte ich mich hier noch mit einem Bundesbruder aus Rostock zu einem fröhlichen Imbiss getroffen, aber ein Besuch war diesmal nicht zustande gekommen. Auf dem Weg zum Boot fasste ich den Entschluss, am nächsten Morgen die Rückreise anzutreten, um wenigstens den Termin in Rheine nicht zu verpassen. Denn erneut war eine "Westlage" im Anmarsch und der musste ich zuvorkommen, wenn ich nicht unterwegs "eingeweht" werden wollte. Doch erfreulicherweise zeigte mir der WINDFINDER einen guten Wind für den morgigen Tag an.
Auf bestem Halbwindkurs stob das SEEKAIBI voran, dass es eine wahre Freude war. Erst als ich wieder im Fehmarnsund war, hatte der Wind soweit zurück gedreht, dass ich wieder auf den Motor zurückgreifen musste. Um 1210 Uhr passierte ich die Brücke, drehte langsam auf Süd und lief um 1300 Uhr ins Haff von Heiligenhafen ein. Eine halbe Stunde später lag mein Boot an der Pier des Segelclubs, ganz in der Nähe einer kleinen Werft und nicht weit entfernt von der Getreideverladestation.
Bisher war es eher frisch gewesen, doch nun breitete sich eine schwüle Hitze aus, der ich bei einem Einkaufsbummel in der reizvollen Altstadt von Heiligenhafen entkommen wollte. Das gelang aber erst, als ich nach reichlichem Fußmarsch unter den Bäumen eines großen Parks eine Pause machte. Dennoch nahmen mir die hohen Temperaturen den Schwung für weitere Unternehmungen, da zog es mich dann doch wieder an Bord zurück.
Die Sonne brannte, es war warm und nur der Fahrtwind sorgte für ein geringes Maß an Kühlung. Aber die Stimmung an Bord war ausgezeichnet. So verging Stunde um Stunde, und eine Schießgebietstonne nach der anderen zog an Backbord vorbei. Als ich gegen 1615 Uhr Laboe ich Sicht hatte, war der Wind aber wieder da. Diesmal sogar ziemlich stramm und - wie sollte es anders sein - direkt von vorne. Die angekündigte "Westlage" war da!
Eine Stunde später war ich in Laboe.
Einen weiteren Tag blieb ich noch in Laboe, denn der Wind war so stark, dass es für mich weder Sinn hatte, nach Kiel zu laufen noch durch den Nord-Ostsee-Kanal in Richtung Rendsburg. Aber ein Problem war das nicht, denn Laboe hat immer etwas zu bieten, und sei es nur ein gut ausgestattetes Bäckercafé, das mich mit heißem Kaffee versorgte, denn mit Eintritt der Westlage war es kühl und regnerisch geworden.
Auch wenn ich vorhatte, am Nachmittag dieses Tages auszulaufen, so nutzte ich doch noch einmal die Annehmlichkeiten des Seebads Laboe. Schon am frühen Morgen saß ich in der Imbissbude "bei Britt", direkt und unübersehbar im Hafenbereich gelegen, und nahm ein frugales Frühstück ein: Einen großen Becher Kaffee, der etwas stärker im Geschmack hätte sein können, und ein Hörnchen, das man anderenorts sicher auch "in warm" hätte kriegen können. Dennoch, trotz rustikalem Gestühl und minimalem Schutz gegen die Frische des Morgens empfand ich an diesem Ort eine Art Wohlfühlatmosphäre, die nicht nur von Britt, einer gut gelaunten Dame mittleren Alters, sondern auch von den Kunden ausging, die dort verkehrten. Von einem dieser maritimen Frühstückskollegen wurde mir sogar eine Bildzeitung aufgedrängt, und mehr kann man wirklich nicht verlangen: Leicht verdaulicher Lesestoff am frühen Morgen, dazu ein Heißgetränk in der Tasse und eine Art von Nahrung auf dem Teller, die immerhin geeignet war, die Magenwände zusammenzukleben!
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Trotz eines weiterhin entgegenstehenden Windes von 5 Beaufort verließ ich um 1600 Uhr den Hafen Laboe, und bereits um 1715 Uhr lief ich im Segelhafen Kiel-Wik ein. Die Gastronomie des Seglerclubs, die ich gerne zum Abendessen aufgesucht hätte, war leider geschlossen. Ausgerechnet wegen Urlaub! Also entschied ich mich um und marschierte am Ufer der Kiellinie entlang und war bald "auf" dem Haus der Verbindung, in dem ich in den letzten 4 Jahren viel Zeit meines Rentnerlebens verbracht hatte, um dieses einst zum Abbruch bestimmte Gebäude instandzusetzen und für die Zukunft wetterfest zu machen.
Wie ich sehen konnte, war "adH" alles im Grünen Bereich. Mehr noch, mir wurde zugetragen, dass sogar am selben Abend eine sonst sehr seltene "Weinkneipe" durch einen "Alten Herrn" durchgeführt werden würde, zu der ich nun herzlich eingeladen wurde. Das passte mir sehr gut! Zum einen ist eine "Kneipe" immer eine sehr fröhliche und besonders für Einhandsegler mit Unterhaltungsdefizit höchst anregende Zusammenkunft und zum anderen wollte ich dem besagten Alten Herrn sehr gern die Freude meiner Anwesenheit machen. Dieser um einiges jüngere Bundesbruder litt schon seit Jahren an einer tückischen Krankheit, die ihm nun zunehmend zusetzte, sodass er seine Vorräte an ausgesuchten Weinen zu diesem Anlass gespendet hatte. Vielleicht war es überhaupt das letzte Mal, dass er an einer solchen Veranstaltung würde teilnehmen können!
Doch weder meine "uncommentgemäße" Kleidung noch mein nunmehr deutlich fühlbares Hungergefühl ließen es zu, unvorbereitet an dieser Einladung teilzunehmen. Also marschierte ich zurück zum Boot, machte mich "landfein" und sorgte mit einem schnellen, aber kräftigen Imbiss für die notwendige Belastbarkeit des Körpers. Ich griff mir die Tasche "für die kleine Übernachtung auswärts" und dann marschierte ich im Geschwindschritt wieder zurück zum Haus der Verbindung.
Zum besseren Verständnis sei gesagt: "Verbindung" ist ganz ähnlich wie "Crew", nur viel intensiver. Man kommt zu Zeiten des Studiums zusammen, man lebt zum Teil zusammen, hat gemeinsame Erlebnisse, man feiert zusammen, findet Freunde und Gleichgesinnte, und am Ende aber bleibt man zusammen, oft bis ins hohe Alter. Soweit also ganz wie in der Crew IV/66. Doch hier ist dazu ein Haus zu unterhalten, das vom studentischen Nachwuchs bewohnt wird, aber auch zu allen Veranstaltungen zur Verfügung steht. Im Zusammenhang gesehen also ein funktionierendes System für "Jung und Alt unter einem Dach", fast ein wenig wie "Familie". Und für viele der "Alten Herrn" ist der Kontakt zu den jungen "Bundesbrüdern" sehr erfreulich, trotz aller Gelder, die zum Erhalt des 1895 erbauten, aber einzigartig gelegenen Hauses und zum Fortbestand unserer vor 145 Jahren in Königsberg gegründeten Verbindung aufgebracht werden müssen.
Zum Verlauf des Abends will ich mich kurz fassen: Der besagte Alte Herr, promovierter Historiker und für seine Eloquenz bekannt, ließ es sich nicht nehmen, trotz seiner Behinderung den Vorsitz auf der Kneipe zu übernehmen. Mit Charme und Witz stellte er seine Weine vor, und die Korona verkostete sie. Ich hielt mich zwar aus Gründen meiner latenten Gicht ein wenig zurück, aber ansonsten, wenn auch in Maßen, an die Weißweinsorten feinherber Qualität. Dennoch spürte ich nach einiger Zeit einen Schmerz an der Achillessehne meines linken Fußes, war das nun wieder die leidige Gicht, die mich hin und wieder überfiel? Oder war das nun eine Folge meines Geschwindschritts von gestern auf den insgesamt sieben Kilometern, die ich zurückgelegt hatte? Vielleicht war es so, denn von Gichtanfällen war ich, seit ich täglich eine Pille dagegen einnahm, zuletzt nur noch selten belästigt worden.
Noch bevor der letzte Sang verklungen war, zog ich mich auf die Koje zurück, die man mir bereitet hatte. Doch während der Nacht überkam mich eine Ahnung, und am Morgen danach war ich ganz sicher: Es war die Gicht! Mein Fuß schmerzte nun derart an diversen Stellen, dass ich kaum noch gehen konnte. So war es für mich unmöglich, zu Fuß den Weg zurück zum Boot zu schaffen.
Doch einer der "Konkneipanten", seines Zeichens Diplom-Ingenieur und U-Bootbauer auf einer der Werften Kiels, bot mir an, mich zu fahren. Unterwegs, einer plötzlichen Eingebung folgend, lud ich ihn ein in das in einem baumbestandenen Park befindliche und gern besuchte Restaurant "Forstbaumschule" zu einem dem sonnigen Morgen angemessenen Frühstück. Dort angekommen, saßen wir alsbald auf der Terrasse und labten uns an einem Frühstück der "Extra-Klasse". Und diese massive Stärkung, warm und kalt genossen, war vielleicht der Grund, dass sich die Gicht in meinem Körper schnell wieder verzog, sodass ich danach den Weg zum Hafen selbst und ohne jegliche Einschränkung bewältigen konnte.
Abends war ich wieder zurück am Ort des noblen Frühstücks, denn das Endspiel der Europa-Meisterschaft stand an und das wollte ich mir ansehen. Wieder gab es ein kostenloses "Public Viewing"-Event, diesmal allerdings - dazu im Garten unter den Bäumen der Forstbaumschule.
Am nächsten Morgen trat ich die Weiterfahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal an. Trotz eines wechselhaften Wetters ließ ich mir Zeit, erst drei Tage später erreichte ich mein vorläufiges Zwischenziel Süderstapel. Erwähnenswert wäre nur noch, dass ich in Rendsburg von zuhause einen sehr willkommenen Besuch hatte und dass der seit dem Aufenthalt im Vorhafen der Gieselauschleuse wieder aktiv gewordene Westwind so stark war, dass in ganz Dithmarschen die Windräder abgestellt werden mussten. Doch das störte mich nicht, wichtig war für mich nur, heil angekommen zu sein und nun das Boot in Süderstapel liegen lassen zu können, um all die Termine zu erfüllen, die auf mich warteten.
Unterwegs erreichte mich allerdings ein Anruf von Marvin, der den Wunsch äußerte, an Bord kommen zu dürfen, um eine kleine Seefahrt zu erleben. Aber: "Viel Zeit habe ich nicht!" und: "Hauptsache, man kommt wieder gut nach Hamburg zurück."
So kam es, dass ich Marvin am Vorabend in Friedrichstadt vom Zug abholte. Wir erlebten auf unserem recht weitläufigen Hausgrundstück noch einen Sommerabend, wie er besser nicht hätte sein können, bevor wir uns am nächsten Morgen auf dem SEEKAIBI 3 einschifften. Ein Schlag auf die Nordsee war aufgrund einer kurzfristigen Sperrung der Schleuse am Eidersperrwerk nicht möglich, und damit war bereits klar, in welche Richtung die Fahrt gehen musste: Eideraufwärts zum Nord-Ostsee-Kanal.
Das Wetter war immer noch hochsommerlich und von Windstille geprägt, die Eider zeigte sich so idyllisch wie immer an Sommertagen wie diesem, und so eilig hatten wir es nicht, den Vorhafen der Gieselauschleuse zu erreichen. Um 1645 Uhr waren wir da, jedoch nicht ohne vorher mir und dem jungen Bundesbruder Marvin, der sein Geld als Steuerberater verdient, die eine oder andere erfrischende Badepause ermöglicht zu haben.
Ich checkte das Wetter im Internet und stellte fest, dass es nicht nur für den nächsten Tag, sondern noch für eine ganze nächste Woche anhalten sollte. Das war für mich der Grund für die Entscheidung, einmal wieder nach Cuxhaven zu "gehen" und von dort weiter nach Helgoland. Nach einem launigen Gespräch mit einem älteren Ehepaar aus Sachsen, das ihr Boot direkt vor dem SEEKAIBI festgemacht hatte, wurde ich sogar kostenfrei ausgestattet mit dem offiziellen Gezeitenkalender, der dort nicht mehr gebraucht wurde, mir aber noch gute Dienste würde leisten können. Und sollte ich jetzt noch Zweifel haben an meiner Entscheidung "Helgoland", so hatte ich es nun schwarz auf weiß: die Tide passte perfekt!
Der Abend war noch zu früh, um an Bord zu versauern. So brachen wir auf zu einem kleinen Spaziergang, marschierten über die Schleusenbrücke zur anderen Seite, und dann, ich hatte da eine kleine Imbiss-Gastronomie am südlichen Kanalufer im Hinterkopf, zur Kanal-Fähre nach Offenbüttel. Leider erwies sich dort die gastliche Stätte als geschlossen, so blieb uns nur, den Ort Offenbüttel zu erkunden, bevor wir umkehrten. Immerhin erlebte Marvin damit gleich zweimal die kurze und seit Kaiserszeiten gebührenfreie Fährfahrt über den Kanal, die er noch nie zuvor erlebt hatte.
Wir waren noch nicht an Bord zurück, da klingelte das Handy, mein Bruder Lothar war "am Rohr". Er könne wieder auf dem Seekaibi einsteigen, aber viel Zeit habe er nicht. "Also wie immer", sagte ich: "Hauptsache, man kommt wieder gut nach Hamburg zurück!"
Genau so war es und damit war das Ziel für den nächsten Tag unwiderruflich: In Cuxhaven war es für Marvin gut möglich, nach Hamburg zurück zu kommen, und für Lothar ebenso gut und einfach möglich, nach Cuxhaven zu kommen.
An Bord zurück griff ich mir zwei Dosen Bier und überreichte sie den beiden Sachsen für die freundliche Überlassung des Gezeitenkalenders, der nun für mich nun doch notwendig geworden war. Für die Zeit danach steht im Logbuch: "Ruhiger Abend an Bord. Heiße Fleischwurst auf Toast!". Sicher nicht, ohne einen Schluck Bier dazu genossen zu haben.
Und wieder waren wir so früh am Ziel angelangt, dass wir erneut zu einem Rundgang aufbrachen. Wir durchstreiften die Stadt, die mir seit meiner Marinezeit recht gut bekannt ist, für Marvin aber unbekanntes Terrain war, nahmen wegen des anhaltend schwül-warmen Wetters eine Pause im Eis-Café und gelangten am Ende an das von mehreren historischen Kanonen bestückte Schloss Ritzebüttel, einst und für Jahrhunderte Amtssitz und zusammen mit dem Leuchtturm Neuwerk wehrhafter Außenposten des Hamburger Senats. Denn zu Hamburg gehörte der gesamte Bereich am Nordende des linken Elbufers, bis das 1937 in Kraft getretene "Großhamburggesetz" die mittelalterliche und längst nicht mehr zeitgemäße Ordnung beseitigte.
Um 1400 Uhr kam Dirk "Fiete" Fahlbusch an Bord. Nur damals in Glückstadt hatte ich näheren Kontakt mit ihm gehabt, danach in all den Jahrzehnten auch nur ein einziges Mal, zuletzt aber doch, als ich an meinem Buch über die Grundausbildung der Crew 4/66 schrieb. Bei diesen Telefonaten erfuhr ich auch von seiner Krankheit und nahm an, dass ich, wollte ich das Zusammentreffen wahr werden lassen, ihn an seinem Wohnsitz in Nordholz/Altenwalde besuchen müsse. Doch alle meine Überlegungen waren vergebens gewesen, er war im eigenen Wagen angereist und wurde bereits auf dem Hafensteg von mir begrüßt. Danach gingen wir an Bord und nahmen Platz unter der Plichtpersenning, die ich an diesem schönen Sommertag nur als Sonnenschutz diente.
Aber auch jenseits dieses Vorfalls hatte Fiete, der inzwischen das 80. Lebensjahr längst hinter sich gebracht hatte, viel aus seiner sehr interessanten Laufbahn bei der Marinefliegerei zu berichten, und davon ließ er auch nicht ab, als wir längst den Standort gewechselt hatten und nun bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse des ganz in der Nähe der ALTEN LIEBE gelegenen Restaurants "Am Pier"saßen. Und selbst als mein Bruder Lothar, ehemals SaZ4 der Crew 10/67, eingetroffen war, tat dies der Konversation keinen Abbruch. Für mich war es ein schöner und interessanter Nachmittag, aber ganz besonders auch für Fiete, denn am Ende übernahm er die gesamte Rechnung, und davon ließ sich trotz aller Einwände nicht abbringen.
Nachdem Lothar und ich am Morgen des nächsten Tages noch einmal in der Stadt gewesen waren, um Dieselkraftstoff zu bunkern, und am Hafenimbiss ein kleines Frühstück genommen hatten, stachen wir in See. Die Molenköpfe des einstigen "Dorsch-Cuxhausen" lagen hinter, aber 45 Seemeilen lagen vor uns auf dem Weg nach Helgoland. Die Flut lief noch auf, der Bug des Bootes SEEKAIBI 3 zerteilte geduldig und gleichmütig die anlaufenden Wellen, noch war es windstill, aber trotz der Arbeit des Motors kamen wir "über Grund" nur langsam voran. Das änderte sich erst, als wir ungefähr an dem Punkt waren, wo vor Zeiten das Feuerschiff ELBE 3 vor Anker gelegen hatte, denn nun setzte die Ebbe ein. War zuvor mit auflaufendem Wasser nur eine Fahrt von 3,5 Knoten möglich gewesen, so zeigte die Logge bei ablaufendem Wasser bald 8 und mehr Knoten an. Tonne für Tonne am Tonnenstrich des einlaufend Steuerbord-Fahrwassers rauschte an uns vorbei, und als ein schwacher Südwest-Wind aufkam, setzen wir die Genua als Stützsegel sowie den schwarzen Kegel. Letzteres taten wir nicht umsonst, denn bald kam ein Polizeiboot heran und drehte erst ab, als die Herren und Damen der "WaschPo" den zeitweilig vom Segel verdeckten Kegel erkannt hatten.
Das Wetter ließ qualitativ erheblich nach, Regen setzte ein, der Wind nahm zu, und an Backbord zeigten sich Sandbänke, auf denen sich in großer Anzahl Seehunde räkelten. Der Himmel war am Morgen noch wolkenlos gewesen, doch das änderte sich nun rapide. Von Süden zogen schwarze Wolken heran, die erst ein kurz andauerndes Gewitter brachten und danach einen umso kräftigeren Sturzregen, der bald aber wieder nachließ. Was jedoch blieb, das war ein nebelartiger Dunst auf dem Wasser, der uns in nicht unerheblichem Maße die Sicht nahm.
Um 1510 Uhr querten wir das Fahrwasser, zur Sicherheit stets am Heck der vorbeiziehenden ein- und auslaufenden Schiffe, und nur 10 Minuten später, bei Tonne 5, verließen wir es mit Kurs 300. Die Sicht war immer noch miserabel, sodass wir die Reede passierten, ohne einen einzigen Ankerlieger zu Gesicht zu bekommen, aber der Regen ließ nach und ein brauchbarer West-Süd-West trat ein. Bald danach schalteten wir die Maschine ab, und nun zog das SEEKAIBI mit 3 bis knapp 5 Knoten seine Bahn durch das Wasser. Die geringen Wellen hinderten nicht, die Sicht war immer noch schlecht, und an Bord konnte man den Eindruck gewinnen, ganz allein auf der Nordsee zu sein.
Nach all dem Motorenlärm war es eine Freude, so angenehm und fast lautlos von der Genua voran gezogen zu werden. Sogar der Regen hatte aufgehört, und an Bord machte sich eine allgemeine Zufriedenheit bereit. Das einzige, was fehlte, war die Sicht nach voraus, denn von Helgoland war immer noch nichts zu sehen.
Um 1740 Uhr hatten wir ihn, den Spritfelsen. Vorerst zeigte er sich nur als ein schwacher dunkler Schatten, der plötzlich aus dem Dunst aufgetaucht war. Als wir nahe herangekommen waren, nahmen wir das Segel weg und steuerten mit Maschinenkraft in das Fahrwasser der Insel ein. Um 1920 Uhr, mehr als 7 Stunden nach dem Auslaufen in Cuxhaven, machten wir fest an der Ostpier des Südhafens, als 5. Boot im Päckchen.
Lothar wies auf die 4 Boote, die zwischen dem SEEKAIBI und der Pier lagen und sagte: "Wir krabbeln über die Boote, immer schön über das Vorschiff! Denn so ist es Brauch, wenn man im Päckchen liegt!"
Als das Boot aufgeklart und für die Nacht vorbereitet war, verließen wir es. Problemlos gelangten wir zur Pier und machten uns, trotz der späten Uhrzeit, auf zum Unterland. Wir marschierten die Pier entlang, an den Hummerbuden vorbei und ebenso an der Häuserfront der Seeseite. Viel los war nicht, die Tagesgäste waren alle schon wieder runter von der Insel, und danach ist, vor allem nach Ladenschluss, absolut "Tote Hose" auf der Insel.
Nach einem Schwenk in eine der Nebenstraßen kamen wir zu einer Kneipe, in und vor der noch Betrieb war. Lothar und ich schanghaiten den einzig noch freien Stehtisch und organisierten sogar noch passende Hocker dazu. Dann orderten wir das Bier, je einen halben Liter! Es war das "Einlaufbier", auf das wir an Bord verzichtet hatten, um es anderen und möglichst interessanteren Orts nachzuholen. Und dies war nun solch ein Ort, an dem das Bier besonders schmeckte. Dazu hatte der immer noch vorhandene Salzgeschmack auf der Zunge Durst gemacht, und das war nun ein weiterer Grund, warum uns der kühle Hopfensaft so gut durch die Kehlen lief.
Deshalb zog ich los zum "Kochlöffel", so wie es mir die junge Dame geschildert hatte. Neben dem Fahrstuhl zum Oberland, den ich gar nicht in Erinnerung hatte, schaffte ich es gerade noch so eben, im besagten Imbissladen zwei Portionen an "Erdäpfel, frittiert"zu ergattern. So jedenfalls heißen diese Kartoffelstäbchen, wenn man exakt aus dem Französischen übersetzt. Wenig später saß ich wieder neben Lothar und wir beide naschten, nachdem uns die Wirtin den Verzehr ausdrücklich erlaubt hatte, an den gut gelungen "Pommes" in der Zubereitung "rot-weiß". Und so, wie sie gewürzt waren, verlangten sie einen Nachschlag an Bier.
Es war schon dunkel, als wir an Bord zurück waren.
Beim Voranschreiten auf dem Klippenweg kamen wir zu den Lummenfelsen, wo u.a. die Lummen, ebenfalls weiße Vögel, aber von der Größe von Gänsen, ihr geruhsames und durch ein Geländer geschütztes, aber auch ziemlich lautstarkes "Lummenleben" führten. Es war der Weg, der am Ende zur letzten Klippe führte, von wo der Blick frei ist auf jenen berühmten Solitärfelsen am Nordende der Insel. Man nennt ihn "Lange Anna".
Auf Helgoländer Friesisch übrigens "Nathurn Stak", was so viel heißt: Nordhorn Stack. Also ein "Stack am Nord-Horn" der Insel. Ein Stack ist übrigens an der Elbe ein am Ende einer Buhne zur Markierung eingesteckter Stecken. So viel also zum "Hallunder", das wohl eher eine regionale Abart des Plattdeutschen zu sein scheint, denn eine eigene Sprache.
Es war bis dahin ein wundervoller Spaziergang bei bestem Wetter am Klippenrand entlang, und wer Fragen zur Geschichte der Insel oder zu Fauna und Flora derselben hatte, der konnte sich an den in großer Zahl vorhandenen, etwa kniehohen Mini-Pyramiden orientieren, die am Wegesrand standen. Da steht nämlich alles drauf, was wichtig und wissenswert ist zur Insel Helgoland, jener Insel, auf der immerhin der Text der deutschen Nationalhymne entstand.
Wen es interessiert, ein wenig in die wechselhafte Geschichte dieser Insel einzutauchen, dem sei hier eine kurze Übersicht angeboten.
Ursprünglich wohl von Friesen besiedelt, so ganz genau weiß man das nicht, aber das "Hallunder", das von wenigen sprachbegabten Helgoländern noch gesprochen wird, lässt darauf schließen. Seit 1721, als ein Sturm Helgoland in zwei Teile zerriss, gibt es nun zwei Inseln unter diesem Namen, nämlich die Hauptinsel und die "Düne".
Politisch gehörte Helgoland zum Herzogtum Schleswig, das ein dänisches Lehen war. Dieses wurde mit Holstein im 1460 geschlossenen Vertrag von Riepen mit dem deutschen Holstein vereint, um die ewigen Kriege um die Vorherrschaft in diesem Raum zu beenden. Die Helgoländer gehörten also auch damals schon zu den "Up ewig Ungedeelten". Denn so, wenn auch sehr viel später, beliebte es gelegentlich der deutsche Reichskanzler Bismarck, die Einwohner Schleswig-Holsteins zu bennenen.
Bereits 1544 teilten sich die aus der deutschen Grafschaft Oldenburg stammenden Herzöge, deren "Spitzenvertreter" zugleich auch Könige von Dänemark war, in zwei Hauptlinien auf, in die königliche Linie und in die herzogliche Linie mit dem Sitz im Schleswiger Schloss Gottorf. So wurde zwar Schleswig-Holstein nicht geteilt, aber unter den beiden Herzögen wie ein Flickenteppich aufgeteilt. Dabei kam Helgoland, das "Heylich Lant" zum Teil-Herzogtum "Schleswig-Holstein-Gottorf".
Lange ging diese sehr merkwürdige Konstruktion der Landesaufteilung gut, aber bereits im Jahr 1625, als der dänische König in den 30-jährigen Krieg zog, wurde es offensichtlich, dass die Gottorfer sich eher als Deutsche verstanden, denn als Dänen. Es kam zu ersten Konflikten, die im Jahr 1658 zur Souveränität des Herzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf führten. Doch seitdem gab es von Seiten der königlich dänischen Oldenburger immer wieder Versuche, die Verwandten in Gottorf zu entmachten oder zumindest den "Status quo ante" wieder herzustellen, nach Möglichkeit aber auch Holstein, nach wie vor unbestrittener Teil des "Heiligen römischen Reiches deutscher Nation", zu erwerben.
Einen ersten Erfolg erzielten die dänischen Oldenburger im sog. Großen Nordischen Krieg. Zusammen mit Schweden waren die Gottorfer Kriegsverlierer und verloren deshalb alle ihre Anteile im Herzogtum Schleswig an den dänischen König. Den Gottorfern blieben nur die wenigen Flächen im Holsteinischen. Schon 1714 hatten die Dänen Helgoland besetzt und im Friedensvertrag von 1721 wurde dieser Zustand vertraglich anerkannt. Damit war Helgoland erstmals unter der dänischen Krone, blieb aber ein Teil des Herzogtums Schleswig, das nach wie vor nicht zum dänischen Königreich gehörte, sondern mit Holstein in einer Realunion verbunden war.
Einen zweiten Erfolg erzielte der dänische König 1773 durch Vertrag mit Russland, als im Tausch auch die herzoglich holsteinischen Anteile an den König fielen. Aber auch in dieser Zeit des sog. "dänischen Gesamtstaates" waren beide Herzogtümer - und damit auch Helgoland - nicht Teil des Königreichs Dänemark. Der dänische König war zwar König in Dänemark, aber in den Herzogtümern nur Herzog. Und damit in Holstein sogar deutscher Landesherr und Lehnsmann des deutschen Kaisers. Eine sehr gewagte Staatskonstruktion, die nur bis 1864 hielt.
Die Zeit der Napoleonischen Kriege ( ca.1800 bis 1815) brachte erneut äußerst tiefgreifende Änderungen, besonders aber für Helgoland. Im Jahr 1807, also 93 Jahre nach der dänischen Landung im Großen Nordischen Krieg, griff England das mit Frankreich im Bündnis stehende Dänemark an. Im Ergebnis verlor es danach die gesamte Flotte und das für England so günstig gelegene Helgoland an die englische Krone. Dies wurde 1815 auf dem Wiener Kongress, als Europa nach der endgültigen Niederlage Frankreichs und seiner Verbündeten neu geordnet wurde, friedensvertraglich fixiert. Damit waren die friesisch sprechenden Helgoländer zu Einwohnern einer britischen Kronkolonie geworden, und das änderte sich auch nicht, als das übrige Schleswig-Holstein (bis auf Gebiete von Hamburg, Lübeck und Eutin) 1864 bzw. 1866 preußisch wurde.
Insgesamt waren die Engländer 83 Jahre Herrn der Insel, dann übergaben sie die inzwischen strategisch unwichtig gewordene Insel an das Deutsche Reich, gemäß der umfangreichen Abmachungen im deutsch-englischen "Helgoland-Sansibar-Vertrag", den der deutsche Reichskanzler Bismarck initiiert und deutscherseits abgeschlossen hatte.
Seit 1.7.1890 ist damit Helgoland deutsch, ist aber auch in der glücklichen Lage, nicht dem deutschen Zollinland anzugehören. Diese Bevorzugung, der in den 1950er Jahren erfolgte Wiederaufbau und die Tatsache, dass die Insel bald wieder, wie es zuvor auch im 19. Jahrhundert gewesen war, zu einem beliebten Badeort aller Deutschen wurde, ließ die Insel bald wirtschaftlich prosperieren. Und das hat sich bis heute nicht geändert.
Auch Herr Hoffmann, genannt Hoffmann von Fallersleben, weilte 1841 als politisch Verfolgter, aber auch als zahlender Badegast auf dem damals noch englischen Helgoland, als ihm der Text zur heutigen deutschen Nationalhymne in den Sinn kam.
Im ersten Weltkrieg ging es für die Helgoländer noch einigermaßen glimpflich ab, als sie zwar ihre Häuser räumen und dem Militär zur Verfügung stellen mussten, diese aber am Ende, wenn auch ziemlich ramponiert, wieder zurück bekamen.
Im und nach dem 2. Weltkrieg traf es Helgoland deutlich schlechter. Bisher von größeren Kriegshandlungen unberührt, doch wenige Tage vor Ende des Krieges kamen die Engländer auf die heroische Idee, die Insel mit über 1000 Bombern anzugreifen. Dabei wurden alle Gebäude zerstört, aber die Soldaten der Insel hatten keine Verluste, da sie rechtzeitig in den Kasematten der einst kaiserlichen Festung Schutz gesucht hatten.
Eigentlich sollte man meinen, das solch ein Vorgang kaum noch überboten werden kann, aber den Engländern gelang auch dies. Im Jahr 1947 starteten sie den Versuch, die Insel komplett zu vernichten. Doch selbst die größte nichtnukleare Detonation, die es je auf Erden gegeben hat, scheiterte. Die Insel blieb bestehen, wenn auch mit großen Schäden und Verlust an Fläche, vor allem an der Ost- und Südseite. Nur der heute als Leuchtturm genutzte Flakturm widerstand diesem Inferno. Danach wurde die Insel für Jahre "nur noch" als Bombenübungsplatz für die englische Royal Airforce genutzt.
Die Bundesrepublik Deutschland war längst gegründet und die Versuche den westlichen Teil des zweigeteilten Deutschland in die westliche Verteidigungsstrategie gegen die Sowjet-Union einzubinden, waren unübersehbar, da bombten die Engländer immer noch. Ein Ende kam erst, als zwei Heidelberger Studenten unbemerkt auf der Insel landeten und die deutsche sowie die europäische Flagge hissten. Da erst gaben die Engländer auf, gaben Helgoland an die Bundesrepublik Deutschland zurück und bombardierten danach den Knechtsand, was sicher auch nicht als die "feine englische Art" bezeichnet werden kann.
Helgoland ist seitdem Teil des Kreises Pinneberg und ist sogar mit ca. 65 Metern dessen höchste Erhebung.
Dennoch und im Anblick der Düne kamen mir Gedanken in den Sinn. Gedanken aus der Zeit der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, als ich mit dem KM-Boot KOBLENZ im Rahmen von Manövern oder Einzelausbildungsfahrten häufig nach Helgoland kam. Auch Lothar war in seiner Marinezeit hier gewesen, aber für die KM-Boote des 6. Minensuchgeschwaders war es damals gängige Routine gewesen, zu welchem Anlass auch immer, den Südhafen Helgolands anzulaufen. Und für die Besatzungen bedeutete dies, nach Dienst an Land gehen zu können, um das Spezialgetränk der Insel, den süßen und hochprozentigen Eiergrog, zu verkosten. Oft saß ich dann mit meinem IIWO-Kollegen von der ULM, dem Crewkameraden Herbert Zehner, in einem schön gelegenen Lokal am südöstlichen Klippenrand zusammen und genoss den unverstellten Blick sowie dieses einzigartige Getränk. Und genau dorthin wollte ich jetzt wieder, zum einen, um in alten Erinnerungen schwelgen zu können, und zum anderen, um den Wunsch unseres gemeinsamen, zur Zeit körperlich schwer angeschlagenen Schwagers zu erfüllen, dort auf dessen Gesundheit zu trinken. Und zwar: Eiergrog!
Was soll ich sagen? Wir fanden das Lokal sofort und trotz der Veränderungen, die es in den letzten 50 Jahren erlebt hatte, denn der Blick in die Ferne, den ich in Erinnerung hatte, war derselbe geblieben. Doch fast wie damals mit Zehner vor über 50 Jahren, so saß ich nun mit meinem Bruder Lothar hier. Und fast wie damals wurde der Eiergrog genossen sowie der Blick über die Helgoländer Düne und die Weiten der Nordsee.
Als wir, wie aufgetragen "auf's spezielle Wohl des Schwagers" die Gläser "gelenzt" hatten, brachen wir auf zum Hafen. Der Ladenschluss auf der Insel drohte bereits, denn die Zeit war viel zu schnell an diesem schönen und für mich so erinnerungsträchtigen Ort vergangen, doch sie reichte noch, unterwegs und in alter Tradition eine zollfreie Flasche Whisky einzukaufen.
Um 0630 Uhr legte das Motorboot ab, und wir folgten nur eine Minute später. Wir passierten das Hafentor, gingen ins Fahrwasser und, als wir es kurz vor dessen Ende verließen, auf Kurs 130. Die Sicht war gut, und als ein schwacher Südwind einsetzte, da setzten wir die Genua. Beides zusammen erlaubte uns eine Fahrt von 5,6 Knoten. Damit war die Gewähr gegeben, in der Elbe eine günstige Tide anzutreffen.
Der Himmel war bedeckt, aber die Sicht war gut. Ein letzter Blick ging zurück nach Helgoland, das langsam hinter uns in der Kimm versank, und voraus sahen wir schon von weitem die Ankerlieger auf der Reede, in die wir um 0850 Uhr einliefen. Als wir hindurch waren, steuerten wir ein ins nördliche Nebenfahrwasser der Elbe und folgten dem Tonnenstrich in östlicher Richtung, bis wir ihn um 1000 Uhr passierten und das Fahrwasser kreuzten. Ein starker Schiffsverkehr zwang uns zu einigen Ausweichmanövern, aber dann hatten wir den Einlaufend-Steuerbord-Tonnenstrich der Elbe erreicht und folgten jetzt diesem. Der Flutstrom erfasste das Boot nun voll, und als wir die Insel Neuwerk querab hatten, machten wir eine Fahrt über Grund von 8,5 Knoten.
Der Wind blieb schwach, drehte aber nach rechts, sodass die Genua auch dann gesetzt bleiben konnte, als weiter elbeaufwärts südlichere Kurse gesteuert werden mussten. Um 1200 Uhr und mit vollen 9 Knoten passierten wir die Kugelbake, und die Frage kam auf, ob wir erneut nach Cuxhaven einlaufen sollten.
Das Wetter war jetzt deutlich besser geworden, die Sonne schien, es wurde warm, und für ein Boot wie das SEEKAIBI war die Fahrt rasant. Es wäre eine Sünde gewesen, jetzt schon den Tagestörn zu beenden.
Cuxhaven lag bald hinter uns, und ewig würde die Flut nicht mehr auflaufen. Um nach Brunsbüttel zu gehen, hätten wir durch die Schleuse müssen, aber das war mir viel zu früh, noch wollte ich den Rückweg nach Kiel nicht antreten. Da blieb jetzt nur noch Otterndorf. Um 1340 Uhr liefen wir ein in das Medem-Außentief, folgten seinem Verlauf und machten Punkt 1400 Uhr im Hafen von Otterndorf fest. Lothar war das sehr recht, denn: "Hauptsache, man kommt gut nach Hamburg zurück!", und das war in dieser schönen Stadt im "Land Hadeln" gegeben.
Das Wetter war inzwischen hochsommerlich geworden, und das war kein Grund, an Bord zu bleiben, ganz im Gegenteil. So schnürten wir die Wanderschuhe, gingen von Bord, ließen nach Verlassen der Stege das große unübersehbare Hotel, das derzeit von einem Herrn Henssler systemgastronomisch betrieben wird, links liegen, überquerten den Deich in der Nähe der Sielschleuse und machten uns auf den Weg zum etwa 3 Kilometer entfernten Zentrum von Otterndorf.
Lothar kannte die Stadt nicht, war aber, als er die Vielzahl an historischen Gebäuden sah, mehr als angenehm überrascht. Sogar die zentrale Kirche St. Severi empfing uns mit offenen Toren. Sie ließ uns nicht nur eintreten, was bei evangelischen Kirchen außerhalb der Gottesdienste kaum möglich ist, sondern erfreute unsere Augen mit kostbarer Ausstattung und unsere Ohren mit ansprechender Orgelmusik. Und als wir schon wieder gehen wollten, kamen wir mit einer Kirchenbediensteten ins Gespräch, die uns all das erklärte, was wir wissen wollten oder was für uns von Interesse sein könnte. Wie wir dabei erfuhren, war dieses Gotteshaus einst eine der Hauptkirchen von Sachsen-Lauenburg gewesen, denn diesem weit entfernt gelegenen Herzogtum gehörte fast ganz Hadeln über lange Zeit als Exklave an.
Dem "Kleinen Hunger zwischendurch" konnte das Café auf dem Kirchplatz wegen nachweislicher Überfüllung nicht abhelfen, aber nur einige Straßen weiter fanden wir eine kleine, nobel eingerichtete, aber zu diesem Zeitpunkt noch wenig frequentierte Gaststätte, die uns mit einem Glas Bier und einem "Currywurstgericht vom Feinsten" versorgte und uns so in die Lage versetzte, den Rückweg anzutreten.
Doch was wir gestern dort zu sehen bekamen, das war eine maximal aufwändig gebaute, komplett neue und übergroße Schleusenanlage "mit allem drum und dran". Ob dieser wirtschaftlich kaum nutzbare Elbe-Weser-Schifffahrtsweg die Ausgabe von 35 Millionen Euro rechtfertigt, das war nun die Frage, die uns auch der Schleusenmeister nicht beantworten konnte.
Doch heute, beim Frühstück an Bord, entwickelte ich die Idee, mit Lothar nach Glückstadt zu schippern, dort vielleicht sogar ein kleines Familientreffen abzuhalten und ihn von dort nach Hamburg zu verabschieden. Denn "Hauptsache, man kommt gut nach Hamburg zurück!" und das war von Glückstadt aus noch viel besser zu machen.
Mein Bruder war sofort einverstanden. Ein Tag länger an Bord bei schönem Wetter, das ließ er sich dann doch nicht entgehen. Und nach dem Blick in den Tidenkalender war klar, dass wir uns, statt umgehend den 3 Kilometer langen Weg zum Bahnhof von Otterndorf in Angriff zu nehmen, nun noch viel Zeit lassen konnten mit dem Auslaufen. So konnten wir uns noch einen schönen Becher Kaffee am Hafenkiosk genehmigen. In aller Ruhe und bei schönstem Sonnenschein, als vorläufig einzige Gäste und von der gutgelaunten Wirtin mit besonderer Aufmerksamkeit umsorgt.
Um 1200 Uhr liefen wir aus und gingen ins Fahrwasser der Elbe. An Wind gab es bestenfalls einen Hauch aus West, der zum Segeln völlig unbrauchbar war, aber das auflaufende Wasser der Flut schob mächtig. Um 1320 Uhr hatten wir die Schleuse von Brunsbüttel an Backbord, wenig später die Schiffe an der Ölpier. Kurz vor 1500 Uhr steuerten wir in die Glückstädter Nebenelbe ein, und keine halbe Stunde später lag das Boot SEEKAIBI an einem gut zugänglichen Liegeplatz im Yachthafen.
Während der Fahrt hatte ich Meldung nach zuhause gemacht. Das Ergebnis war, dass eine Stunde nach Einlaufen der Besuch erschien: aus Itzehoe Schwester und Schwager, auf dessen Wohl wir auf Helgoland offensichtlich nicht vergebens getrunken hatten, und Gisela, die von Norderstapel angereist war. Doch lange blieben wir nicht im Hafen, denn der Tag war inzwischen heiß geworden und im Lauf soweit fortgeschritten, dass sich zumindest bei Lothar und mir ein Hungergefühl meldete. Da verlegten wir das Treffen auf die von vielen Sonnenschirmen geschützte Terrasse des Hafenkiosks am Kopf des Binnenhafens, und, nachdem die ersten Defizite des körperlichen Wohlseins beseitigt waren, auf die Außenfläche jenes Gasthauses am Marktplatz, in dem ich bereits 58 Jahre zuvor als Gast gewesen war. Damals im Rahmen der Vereidigung der Crew IV/66 gab es ein Glas Bier zur Stärkung, jetzt aber einen großen Eisbecher zur inneren Abkühlung.
Was mich jedoch sonst seit alter Zeit interessierte war, den vom Hafen aus unübersehbaren Turm zu erkunden, dessen Spitze die Häuser überragt. Er soll der Rest eines Schlösschens sein, das einst der König Christian IV., der viel Zeit in Glückstadt verbrachte, seiner dortigen Geliebten schenkte. Mehrfach hatte ich in der Vergangenheit Anstrengungen unternommen, dieses historische Gemäuer näher zu Gesicht zu bekommen, doch sie waren stets vergeblich geblieben. Nun aber, als ich auf dem Rückweg zum Hafen die Straßen "durchkämmte", war ich endlich erfolgreich. Durch die Bäume und Büsche eines verwilderten Gartens konnte ich den Turm in voller Ausdehnung erkennen, er war ganz profan mit der hinteren Außenmauer eines der dortigen Reihenhäuser verbunden. Vielleicht war das "Schlösschen", von dem ich gelesen hatte, nie mehr als ein normales Bürgerhaus gewesen, aber optimiert durch diesen weithin sichtbaren und stadtbildprägenden Turm.
Gegen Mittag war ich an Bord zurück, doch mein Tatendrang war noch nicht gestillt. Trotz der schwülen Hitze, die über der Region lag, zog ich erneut los, diesmal zum 4 Kilometer entfernten Fährhafen. Noch vom Deich, auf dem ich auf dem Weg nach Norden unterwegs war, gelang es mir, mich in meinem Ziel Wischhafen anzumelden.
; Als Fußgänger hat man mit der üblichen Wartezeit an der Fähre nichts zu tun, man kommt gleich mit und ist nach dem Anlegen in Wischhafen auch unter den ersten, die sie wieder verlassen können. Vielleicht waren es noch einmal 3 Kilometer, die vor mir lagen, aber dann war ich da, vor dem Haus unseres Crewkameraden Uli von Bargen.
; Ich traf ihn im Garten an, unter dem Vordach der Remise sitzend, Zigarre rauchend und im Anblick des vorbildlich gemähten Rasen versunken. Dennoch war ich willkommen, in dieses Stillleben etwas Bewegung zu bringen.
Noch während wir im Gespräch vertieft waren, wurde es kalt, und die Luft fing an, sich von ihrer Feuchte zu trennen. Es setzte ein Regen von beachtlicher Stärke ein, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Das war der Grund, warum Uli mir, als meine Rückkehr anstand, anbot, mich mit dem Auto zum Fähranleger zu bringen. So saß ich wenig später im alten, aber gepflegten Jaguar, obwohl es doch heißt:
Fährt der alte Lord fort, fährt er nur im Ford fort!
Dergestalt kam ich jedenfalls fast trockenen Fußes zurück zur Fähre und dort endlich zur "für Kenner und Liebhaber obligatorischen Fährwurst" im Unterdeck-Restaurant. Diese besagte Wurst, von der behauptet wird, dass sie auch Fleisch enthalte, schmeckt zwar nach nichts oder bestenfalls nach dem dazu gereichten Senf, aber sie ist "Kult"!
Im Holsteinischen angekommen, trat ich den Rückweg über den Deich an. Der Regen war leider diesseits der Elbe nicht weniger geworden, ich aber immer noch unzureichend dagegen gewappnet, da blieb mir nur, mich zu sputen sowie hin und wieder in den Laufschritt zu verfallen, um nicht vollends auszukühlen. Dennoch, als ich an Bord zurück war, riss ich mir die durchnässten Klamotten vom Leib und warf den Spiritusherd an, ohne dessen Wärme ich die notwendige Körper-Kerntemperatur an diesem Abend sicher nicht wiedergewonnen hätte.
Hier oft länger auf die Schleusung warten zu müssen, liegt an dem "unglücklichen" Umstand, dass hier 2 große und 2 kleine Schleusen vorhanden sind, während in Holtenau wegen der dortigen Bautätigkeit nur noch die Große Schleuse mit ihren 2 Kammern in Betrieb ist. Und genau deshalb geht es in Holtenau viel einfacher und viel schneller, da die Sportboote dort einlaufen, wenn die "dicken Pötte" festgemacht haben und bereits auslaufen, bevor die "dicken Pötten" in die Gänge kommen. Hier aber in Brunsbüttel sind, trotz der Bautätigkeit für eine 5. Kammer, noch die beiden kleinen Schleusenkammern voll in Betrieb, und die zu füllen, das dauert eben. Da aber der Westwind, wie schon seit Tagen, nur minimal war und deshalb das Phänomen "Wind gegen Strom", das regelmäßig zur starken Wellenbildung führt, kaum in Erscheinung trat, war die Wartezeit diesmal nicht ganz so beschwerlich. Da hatte ich schon anderes erlebt, dennoch war ich froh, als endlich der Mast auf der Mittelmole das Signal "unterbrochen Weiß" zeigte, das für die Sportboote bedeutete: Sofortiges Einlaufen in "Süd-Süd", also in die südliche Kammer der "Kleinen Schleuse".
Um 1200 Uhr war ich auf dem Nord-Ostsee-Kanal und machte gleich darauf linkerhand im Yachthafen von Brunsbüttel fest. Mittig und längsseits an der südlichen Schwimmpier, in nächster Nähe zu den Schiffen, die auf dem Weg waren zur oder von der Schleusenkammer "Nord-Nord" der Großen Schleuse.
Ich hatte immer noch viel Zeit, denn der anberaumte Arbeitstermin in Kiel sollte erst in einer Woche stattfinden. Eile tat also nicht not, und das hieß für mich: "Carpe diem". In luftiger, der hochsommerlichen Temperatur angepassten Kleidung ging ich von Bord, verließ den Hafen und schlenderte bald darauf mehr oder weniger ziellos die "Koogstraße" entlang. Doch weit kam ich nicht, denn ein Eiscafé lag viel zu günstig an meinem Weg, als dass ich es hätte übersehen können. So saß ich bald, völlig entspannt im Hier und Jetzt, im Schatten eines Sonnenschirms und gönnte mir die innere Kühlung in Form eines großen Eisbechers.
So erfrischt setzte ich meinen Weg fort, der mich bis zur Brücke über die "Braake" führte, ein schmales Priel-Flüsschen, das nördlich des Kanals in die Elbe mündet. Es war erst 1717 nach einem Deichbruch entstanden, daher auch sein Name. Ich hatte schon immer daran gedacht, hier von der Elbe aus einmal einzulaufen, aber der Hafen, auf den ich in westlicher Richtung hinabsehen konnte, war inzwischen völlig trockengefallen und ist deshalb für mein Boot wenig geeignet.
Trotz der Eisportion am Mittag gestattete ich mir am Abend, gemütlich unter dem Vordach der Hafenastronomie sitzend, ein Dinner von überzeugender Qualität: Als Entree ein kühles Glas Bier, der immer noch anhaltenden Wärme des Tages angemessen, und als Hauptgang ein Nudelgericht der hochgelobten Edelvariante "Aglio-Olio".
Tags darauf setzte ich meinen Weg auf dem Kanal nach Osten fort. Über die Zwischenstation "Gieselauschleuse Vorhafen" erreichte ich meinen vorläufigen Endpunkt im Obereiderhafen von Rendsburg. Hier hatte ich beim freundlichen "Eider-Yacht-Club" die Möglichkeit, mein Boot zu günstiger Kondition solange zu parken, wie es mir beliebte. Damit war Teil 2 meiner Sommerreise 2024 beendet und wann deren Teil 3 stattfinden würde, das blieb abzuwarten.
Dieses war der zweite Streich, doch der Dritte folgt sogleich...
Und wer es bisher nicht gewusst hat, der wusste es nun: Ja, diese Viecher sind strunzdumm, aber sehr neugierig. So fressen sie alles, was sie dem arglosen Besucher entwenden können, und sei es nur den Kugelschreiber aus der Brusttasche oder die Mütze vom Kopf. Und das tun sie, obwohl sie nichts davon vertragen.
Da wir nun schon einmal in unterwegs Dithmarschen waren, nutzte ich die Gelegenheit auf der Rückfahrt, um beim Schleusenmeister der Gieselauschleuse das Ticket zur Teilbefahrung des Nord-Ostsee-Kanals zu erwerben. Dadurch würde ich mir den Aufenthalt am Zahlponton vor Holtenau ersparen können.
Um 1330 Uhr an diesem Sonntag war ich Rendsburg und ging an Bord. Ich machte das Boot seeklar, meldete mich danach beim Hafenmeister ab und warf die Leinen los. Mit langsamer Fahrt verließ ich die Obereider, passierte die zurzeit stillliegende Nobiskrug-Werft und steuerte in das Fahrwasser des Nord-Ostsee-Kanals ein, Kurs Ost, mit 5 Knoten Fahrt. Teil 3 meiner Segelfahrt 2024 hatte begonnen.
Gegen 1500 Uhr überraschte mich ein kleiner Regenschutt, doch insgesamt blieb das Wetter annehmbar, und der danach einsetzende leichte Westwind war nun wirklich kein Nachteil auf der Fahrt nach Kiel. Als ich die Levensauer Hochbrücke hinter mir hatte und Holtenau voraus, da bemerkte ich, dass die Südschleuse schon geöffnet war. Da war es doch gut, dass ich das notwendige Ticket bereits in der Tasche hatte.
Obwohl sich außer meinem SEEKAIBI nur noch ein einziges weiteres Segelboot in der weitläufigen Südkammer der Großen Schleuse verlor, wurde zügig die Schleusung in Angriff genommen. Um 1800 Uhr war ich auf der Kieler Förde und machte nur wenige Minuten später unter den Bäumen der Längspier von Holtenau fest.
Dieser nördlich des Kanals liegende Stadtteil Kiels ist für mich immer ein gern angesteuertes Ziel, selbst wenn es nur darum geht, mich am Abend in einer Gastronomie des Ortes zu verköstigen oder am nächsten Morgen in einem Bäcker-Café das Frühstück einzunehmen. Letzteres gelang wieder einmal in ganz hervorragender Weise und in aller Frühe des Montags. Mehr als erfreut war ich aber darüber hinaus, dass ich, da ich meine Pillentasche zuhause vergessen hatte, die nun fehlenden Medikamente in einer Apotheke ohne große Umstände nachkaufen konnte, was sonst ohne Rezept nach den Richtlinien der EU kaum möglich ist. Und zwar groteskerweise auch dann, wenn man, so wie ich, vom Fach ist!
Um 1300 Uhr legte ich ab, bei bewölktem Himmel und einer schwachen Brise aus Süd. Doch die reichte aus, um mich in gemütlichster Weise und nur mit der Kraft des Windes den Hafen von Laboe erreichen zu lassen. Sogar mein bevorzugter Liegeplatz am Außensteg war frei.
Ein Rundgang durch den Ort ist in Laboe immer Pflicht, doch das beste an diesem Abend war, dass der Dampferschwell aus der Förde ungehindert auf mein Boot einwirken konnte. Das erforderte zwar 6 Fender, um Schaden zu vermeiden, aber die immer wieder auftretenden Roll- und Stampfbewegungen ließen mich schon bald nach dem Abendessen in einen diesmal sehr erwünschten abgrundtiefen Schlaf versinken.
Um 0900 Uhr lief ich aus, schon im Fahrwasser setzte ich meinen Blister, jenes große bunte Leichtwindsegel, das bisher auf dieser Reise noch nicht ein einziges Mal im Einsatz gewesen war. Wie eine große Blase hing der Blister bald über dem Bug und ließ das Boot durch das fast spiegelglatte Wasser gleiten. Zwar zeigte der Plotter meist nur 2 bis 3 Knoten an, aber diese geruhsame Fahrt bei bestem Sommerwetter passte perfekt zur gehobenen Laune des Skippers an diesem Morgen.
Um 1040 Uhr peilte der Leuchtturm Bülk querab, und auch auf dem neuen Kurs zog der Blister das Boot voran, gemächlich, aber stetig. Als Damp in West peilte, war es aus mit der Herrlichkeit des Lustwandelns zur See. Der Wind blieb plötzlich und unangekündigt weg, der Blister schlug in der Dünung nur noch schlapp gegen Mast und Wanten. Mal wieder: Totenflaute!
Notgedrungen nahm ich das Segel wieder ein und verstautes es an dem alten Platz in der Achterkajüte. Das war nun eine sehr schweißtreibende Tätigkeit gewesen bei den gegebenen, inzwischen recht hohen Temperaturen des Tages, die mich unverzüglich ins Wasser der Ostsee trieb. Zur Reinigung, zur Erfrischung, aber nicht ohne Sicherungsleine. Und ich muss sagen, das Wasser war so angenehm, dass ich es ziemlich lange hinauszögerte, wieder an Bord zu kraxeln.
Kaum hatte ich den Motor angeworfen, um die letzten Seemeilen zur Schlei zu bewältigen, da gab es einen Schlag im Rigg, und der Wind war wieder da. Jetzt aber stärker und ... aus Ost. Da setzte ich umgehend die Genua.
Der Wind blieb auf Ost. Mit mäßiger, aber steter Fahrt steuerte ich nach Norden, danach ins Fahrwasser der Schlei und selbst nach der Kursänderung auf Süd bei Rabelsund waren die Luftströmungen, trotz der abschirmenden Hügel von Ellenberg, noch stark genug, um mich bis zum Liegeplatz zu blasen. Punkt 1700 Uhr machte ich im Stadthafen von Kappeln fest, ganz in der Nähe des einstigen Getreidespeichers.
Noch war Trubel in der Stadt, noch war es möglich, auf der Terrasse einer Pier-Gastronomie einen schönen Kaffee zu nehmen, und davon machte ich dann auch gerne Gebrauch.
Der nächste Tag fing meteorologisch da an, wo der vorherige geendet hatte: Bestes Wetter bei blauem Himmel. Schon früh war ich in der Motorenwerkstatt am entgegengesetzten Ende der Stadt, um die immer noch anhaltende Öl-Inkontinenz meines Bootsmotors zur Sprache zu bringen, danach war ich bei Freunden, die noch weiter entfernt wohnen, doch dann musste ich auch schnell wieder zurück zum Boot, da sich Gisela und sogar ein Techniker der Werkstatt zum Besuch an Bord angesagt hatten.
Ich war, trotz des weiten Weges, rechtzeitig zurück. Beide erschienen fast gleichzeitig, der Techniker ging bald wieder, doch Gisela blieb, um mit mir einen "schönen Nachmittag" in Kappeln zu verbringen. Das hieß: Entspanntes Mittagessen auf der Pier, Schlendern durch die Stadt und behagliches Relaxen bei Eis und Kaffee in einer Nebenstraße. Alles wunderbar, doch bei Gisela dürfte der Höhepunkt der Empfindung der Moment gewesen sein, als ich den hinhaltenden Widerstand gegen der Kauf eines neuen Paars Schuhe aufgab, nicht für sie, sondern für mich! Diesmal grünliche Sommerschuhe mit weißer Sohle! Und das in meinem Alter, wo ich sonst nur solide Treter bevorzuge! Es ist kaum zu glauben, wozu "Mann" sich hinreißen lassen kann, wenn das körperliche Wohlgefühl mit der aufgeräumten Stimmung im Einklang steht!
Einen Tag blieb ich noch in Kappeln, eigentlich nur, um noch ein wenig Sommer in jenem Kappeln zu erleben, das so gar nichts mehr mit der tristen Ortschaft zu tun hat, die ich einst als junger Fähnrich zur See hier erlebt hatte. Und das gelang besonders gut bei einem Becher von vorzüglichem Eiskaffee, an dem ich, im Schatten eines Baumes sitzend, recht lange und genussvoll schlürfte und dabei den vorbeischlendernden Touris zusah.
Was mir sehr gut gefallen hat war, dass ich doch für viele Tage eine Besatzung an Bord gehabt hatte, nachdem ich 25 Jahre mehr oder weniger "einhand" unterwegs gewesen war. Ich muss doch sagen, dass eine Bootsfahrt deutlich kurzweiliger ist, als wenn man nur allein an Bord ist. Sehr gefallen hat mir auch, dass ich, nachdem ich im schönen Kühlungsborn gewesen war, dann noch bis nach Helgoland kam, das mich so lange nicht mehr gesehen hatte.
Einerseits musste ich die Fahrt 2 mal unterbrechen, andererseits hatte ich auch nicht soviel Zeit, um sie am Ende noch länger auszudehnen. Denn da waren schon wieder Termine: Hatte ich zuvor die Crewkameraden Fahlbusch in Cuxhaven und v. Bargen in Wischhafen besucht, so hatte ich danach auf meiner Autofahrt nach Saarbrücken die lange vermisste Gelegenheit, die Crewkameraden Zietemann, übrigens mit Frau und Hund, sowie direkt aus Mexiko eingeflogen, in Ludwigshafen und danach Alexa in Saarlouis zu treffen. Allein diese letztgenannten Zusammenkünfte rechtfertigten schon die ansonsten eher dienstliche Reise ins Saarland.
Aber dann musste ich auch schnell wieder in den Norden zurück, denn das Boot musste aus dem Wasser und der Schwager hatte im Alter jenseits der "70" zum Geburtstag nach Hamburg geladen. Und vor allem bei Letzterem anwesend zu sein, war und ist selbstredend Pflicht, denn in unserem Alter weiß man nie, wie viele Geburtstage man noch vor sich hat.
VG. Roland Blatt